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„Wenn bei Sammlern der Deutschen Privatpost von Hamburger Botenmarken die Rede ist, dann scheiden sich die Geister.“
Dieser Satz leitet Dieks’ Monographie über die Hamburger Boteninstitute ein. Noch drastischer formulierte Rooke: „The Horrors of Hamburg“ überschrieb er seine mehrteilige Serie über die Ausgaben der Boteninstitute, die 1962 in „The Philatelist“ erschien.
Was störte die beiden Herren so sehr an diesen Marken?
Ich habe auf den Seiten über Bergedorf und Helgoland darauf hingewiesen, wie problematisch diese Gebiete wegen der grossen Zahl von Neudrucken sind. Nun, wenn Bergedorf und Helgoland schwierig sind, dann sind die Hamburger Boteninstitute geradezu chaotisch – was die Zahl der Neudrucke und vor allem der Fälschungen angeht, ist dieses Gebiet sicher eines der komplexesten deutschen Sammelgebiete.
Gerade einmal 13 Hauptnummern kennt der Michel Privatpostmarken-Katalog bei den Boteninstituten; das Kapitel wird eingeleitet mit der Bemerkung „Hier sollen nur die nach Ansicht der meisten früheren Beobachter sog. Originale vorgestellt werden“.
Glasewald schrieb schon 1953: „Bereits Ende der 60er Jahre galten Originale als selten. Heute sind wohl mehr als 95% aller vorkommenden Boten-Marken Fälschungen.“
Nach Rookes Artikelserie publizierte Driancourt 1963 eine erste Zusammenfassung der verschiedenen bekannten Fälschungen der Botenmarken. Das Buch, eher eine Broschüre, wurde im Michel Privatpostmarken-Katalog von 1999 noch zitiert, wird aber in der aktuellen Auflage (2005/2006) nicht mehr genannt. Spezialsammler sollten aber wissen, dass es diesen Band gibt, deshalb verdient er hier eine Erwähnung. Das Büchlein ist nicht teuer, aber schwer zu finden; selbst die Philatelistische Bibliothek Hamburg führt es – in Kopie, kein Original – erst bei den Neuerwerbungen 5/2003–3/2005 auf.
Die umfassendste und aktuellste Übersicht ist die 2002 erschienene Monographie von Dieks, deren Fertigstellung der Autor leider nicht mehr erleben durfte; diesen Band finden Sie als Referenz im Michel Privatpostmarken-Katalog 2005/2006. In diesem Buch sind alle bekannten Fälschungen minuziös gelistet, und das sind immerhin, mit den Varianten, bis zu 25 verschiedene bei einer Ausgabe (MiNr. 6), wobei einzelne Typen (Fälschung Typ 5 und 5a) in bis zu 70 Farb-/Papier-Kombinationen vorkommen.
Unverzichtbare Literatur für Spezialisten: Driancourt (links) und Dieks (rechts) |
Fälschungen der Botenmarken sind fast so alt wie die Marken selbst; die wichtigsten Erzeuger dieser Machwerke waren die Amerikaner John Walter Scott und Samuel Allan Taylor, ausserdem haben die äusserst rührigen Gebrüder Spiro in Hamburg neben Neudrucken vom Urstein auch Fälschungen dieser Ausgaben hergestellt.
Die fast nicht mehr überschaubare Zahl von Fälschungen ist der eine Grund, warum viele Sammler die Botenmarken ignorieren, der andere ist ihr philatelistisch teilweise sehr zweifelhafter Charakter: Die Ausgaben der Institute von Krantz und Lafrenz waren ausschliesslich für Sammler bestimmt; bei Meier zu Eissen findet man bei Krantz’ „Institut Hamburger Boten“ den Vermerk „Eine Beförderung von Briefen oder Paketen konnte bei diesem Institut nicht nachgewiesen werden“.
Wenn ich Ihnen die Boteninstitute jetzt ausgeredet habe, können Sie diese Seite schliessen. Wenn Sie das alles – echt oder falsch, postalisch verwendet oder nur für Sammler gemacht – aber trotzdem philatelistisch interessant finden, sollten Sie weiterlesen:
Auf den folgenden Seiten zum Thema werde ich Ihnen einen Ausschnitt meiner Spezialsammlung „Hamburger Boteninstitute“ vorstellen; in dieser, keineswegs kompletten, Sammlung sind die Boteninstitute (13 Michel-Nummern!) mit derzeit knapp 400 verschiedenen Marken vertreten, natürlich einschliesslich der Neudrucke, Fälschungen und sogenannten „Phantasieausgaben“.
Literatur:
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Erste Veröffentlichung am 16. September 2005, letzte Bearbeitung am 20. Dezember 2005.
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