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Einleitung – Bücher sind wichtiger als Marken

      „Meine verehrten Damen und Herren, ich sage Ihnen vielleicht nichts neues, wenn ich der Meinung Ausdruck gebe, daß der Unterschied zwischen dem Begriff Sammler und Philatelist ein ganz gewaltiger ist.
      Anhand unzähliger Beispiele könnte ich Ihnen dafür Beweise geben, will es aber nur bei der bloßen Feststellung lassen, daß ausschließlich in belesenen Interessenten der Philatelist zu erblicken ist, denn erst im Studium der Literatur kann sich eine verständnisvoll aufgebaute Sammlung entwickeln, während das bloße Zusammentragen von Marken und deren Unterbringung in ein, jeden Reiz entbehrendes, Vordruckalbum alles andere ist, nur keine Philatelie.“

      Diese deutlichen Worte stammen aus einem 1924 von Carl Beck gehaltenen Vortrag; hier ein aktueller Kommentar zum Thema:

      „Viele Briefmarkensammler sind der Auffassung, jeder Euro, den sie für Literatur ausgeben, sei ein Euro, der letztlich beim Ausbau der Sammlung fehle und daß deshalb der einfachste und billigste Katalog der beste ist.
      Beschäftigt man sich mit seinem Sammelgebiet intensiver, wird man jedoch bald an Grenzen stoßen, die mit einem solchen Minimum an Fachliteratur nicht zu überwinden sind.“

      Dieses Zitat von Klaus Richnow wurde zwar einem Artikel über die „Bautenserie“ entnommen, aber es gilt uneingeschränkt auch für klassische Ausgaben. Ich gehe noch einen Schritt weiter und empfehle Klassik-Sammlern:

Investieren Sie in Literatur, kaufen (und lesen!) Sie alles, was zu Ihrem Gebiet erhältlich ist!

      Wenn Sie die aktuelle Literatur haben, werden Sie irgendwann anfangen, sich in spezialisierten Antiquariaten und im Literatur-Teil von Auktionskatalogen nach klassischen Titeln umzusehen. Dort werden Sie feststellen, dass manche dieser Bücher zu Preisen gehandelt werden, die deutlich über denen vieler Marken Ihres Gebietes liegen. Manche Titel, die zu den absoluten Standardwerken des jeweiligen Gebietes gehören, sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer Auflage von 200 oder 300 Stück erschienen, und solche Werke können nicht billig sein.
      Wenn Sie also als Sammler dieser Gebiete irgendwo Napiers „Stamps of the First Issue of Brazil“ (1923, Auflage 200), Chapmans „The Postage Stamps of Mexico from the Commencement in 1856 to the end of the provisional period 1868“ (1926, Auflage 150) oder Bolaffis „The postmark-stamps and the postal cancellations of the Sardinian States used during the period 1851–1863“ (1948, Auflage 300) entdecken, zögern Sie nicht – kaufen Sie das Buch!

      Dass der Erwerb spezieller Literatur sich für den Sammler nicht nur wegen des Gewinns an Fachwissen, sondern auch pekuniär lohnen kann, verdeutlicht eine kurze Notiz im Briefmarkenspiegel:
      „Viele Sammler unterschätzen die Bedeutung von Literatur für ihr Hobby. Sie zahlen dann oft teures Lehrgeld, was sie beim Studium von Fachliteratur hätten vermeiden können. Auch lassen sich Prüfkosten sparen, wenn man ein solides Grundwissen besitzt und die Spreu vom Weizen zu trennen vermag, statt selbst bei einfachen Problemen den Prüfer bemühen zu müssen.“

      Wie schon Goethe sagte: Man sieht nur, was man weiss. Erst mit dem Wissen, das Ihnen spezialisierte Literatur vermittelt, beginnt das Sammeln wirklich zur Philatelie zu werden.
      Ulrich Felzmann, Inhaber des gleichnamigen Düsseldorfer Auktionshauses, hat einmal, nach Tipps für Sammler befragt, gesagt: „Beim Liebäugeln mit einem Sammelgebiet sollte man sich zunächst gut überlegen, ob man es sich wirtschaftlich, zeitlich, intellektuell und schliesslich auch seelisch leisten kann. Und man sollte sich prüfen, ob man bereit ist, sein Sammelgebiet zu ergründen, dafür zu lernen.“ (1)
      Dass dieses Lernen die Kenntnis der entsprechenden Literatur beinhaltet, versteht sich von selbst.

IPHLA 89; MiNr. 1415

      Die Bedeutung der Literatur in der Philatelie wird dadurch unterstrichen, dass es sogar eigene Ausstellungen dazu gibt. Die links gezeigte Marke (Bund MiNr. 1415) erschien am 20. 4. 1989 zur Internationalen Philatelistischen Literatur-Ausstellung (IPHLA ’89) in Frankfurt.

      Ich habe zu jeder auf dieser Site vorgestellten Markenausgabe Angaben zur entsprechenden weiter führenden Literatur gemacht. Meine kleine philatelistische Bibliothek ist keineswegs komplett – welche Bibliothek ist jemals komplett? –, aber Sie bekommen dann schon einmal einen kleinen Überblick, was es zu diesem Gebiet so gibt.

      Zum Abschluss noch eine „Geschichte aus dem Leben“, die zeigt, dass beim Kauf antiquarischer Literatur ebensoviel Sammlerglück nötig ist wie beim Erwerb von Briefmarken:
      Bei einer Literaturauktion in den Niederlanden wurden die drei Bücher von J.B. Moens „Les Timbres de Mecklenbourg-Schwerin et Strelitz“, „Les Timbres de l’Office Tour et Taxis“ und „Timbres des Duchés de Schleswig, Holstein & Lauenburg et de la Ville de Bergedorf“ angeboten. Die drei Bände erschienen zwischen 1879 und 1884 in einer Auflage von je 150 Exemplaren; angeboten wurden sie in einem Band zusammen eingebunden. Ich gab ein extrem hohes Gebot auf dieses Buch ab, da ich insbesondere den Bergedorf-Band schon seit langem suchte; es war ein klassischer Fall von „muss-ich-unbedingt-haben“.
      Ich bekam den Band, womit ich nie gerechnet hätte, für gerade einmal € 93,50 – fast geschenkt für diese Literatur-Raritäten! Wenige Wochen später sah ich zwei dieser Bände bei einem britischen Antiquar: Der Thurn und Taxis-Band wurde für £ 165,–, der Mecklenburg-Band für £ 140,– angeboten! Glück muss man haben …

      Einige Links erleichtern Ihnen die Suche nach aktueller, vor allem aber antiquarischer Literatur:

Kataloge und aktuelle Literatur


Online-Meta-Antiquariate


Einzelne philatelistische Antiquariate

      Diese völlig subjektive Auswahl listet Antiquariate, mit denen ich als Kunde schon sehr gute Erfahrungen gemacht habe.


Fussnoten:

  1. Gerd H. Hövelmann: Versteigern, aber richtig. 25 Jahre Ulrich Felzmann – 100 Auktionen. DBZ/SE 7/2002, S. 46–47

Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 12. Juni 2005, letzte Bearbeitung am 1. Oktober 2022.


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