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Gedanken zum Jahreswechsel 2008/2009
Selbst ausstellen macht Spass! – Ein Erfahrungsbericht

Der lange Weg zum eigenen Exponat

      Sie besuchen Briefmarken-Ausstellungen? Dann kennen Sie das vielleicht: Irgendwann hat man beim staunenden, bewundernden oder vielleicht auch kritischen Betrachten der Exponate das Gefühl „Das könnte ich doch eigentlich auch.“

      Die Hemmschwelle, selbst einmal ein Exponat zu einer Ausstellung anzumelden, ist allerdings ausserordentlich hoch, das habe ich bei mir selbst erlebt. Zwischen der Idee, dem „Das könnte ich machen“ und der endgültigen Entscheidung, dem „Ja, das mache ich“, liegt irgendeine schwer zu definierende Hürde. Woran liegt das?
      Ich bin aus meinem beruflichen Umfeld gewohnt, mit Vorträgen und Postern bei wissenschaftlichen Fachkongressen aufzutreten; die grundsätzliche Angst, sich mit etwas selbst Geschaffenem einer öffentlichen Kritik stellen zu müssen, die wahrscheinlich bei vielen Sammlern mindestens unbewusst vorhanden ist, konnte ich damit für mich eigentlich ausschliessen.

Leitfaden für Aussteller

      Ich glaube, es war einfach Trägheit, die mich lange davon abhielt, ein Ausstellungs-Exponat zu erstellen. Die Sammlung in Einsteckblättern, zwar strukturiert und mit kleinen Zettelchen beschriftet, muss doch in eine etwas anspruchsvollere Form gebracht werden, wenn sie öffentlich präsentiert werden soll, und das macht nun einmal Arbeit.
      Hier muss ich dem → VSPhV (Verband Schweizerischer Philatelistenvereine) ein Kompliment machen: Irgendwie haben es die Damen und Herren bei der Ankündigung zur NABA 2006, der Nationalen Briefmarkenausstellung der Schweiz, geschafft, mich dazu zu bewegen, endlich über den eigenen Schatten zu springen und ein Exponat anzumelden.

      Eines war klar, gerade für mich als Anfänger: Ein 1-Rahmen-Exponat sollte es sein; 12 Blätter, das ist zu bewältigen, und da ich nicht mit kompetitivem Ansatz, sondern mehr von der olympischen Idee des „Dabei sein ist alles“ geleitet an die Sache heranging, schien mir das ein guter Einstieg.
 

Thema und Gliederung

      Mit der Entscheidung zur Ausstellung kam natürlich als nächstes die entscheidende Frage: Welches Thema will ich zeigen? Freunde dieser Website wissen, dass meine Sammelinteressen sehr breit gestreut sind; die Entscheidung fiel also nicht leicht. Irgendwann hatte ich die Idee, etwas zu zeigen, was vielleicht gerade in der Schweiz nicht alltäglich ist, ein Gebiet also, das dem interessierten Betrachter wirklich etwas Neues vermitteln könnte. Damit war die Entscheidung gefallen: Ein Exponat zum Thema Hamburger Privatpost sollte es sein, in Anbetracht der Beschränkung auf 12 Blätter boten sich die frühen Ausgaben der Boteninstitute an.

Gliederung des Exponats

      Bereits bei der Anmeldung, viele Monate vor dem Termin der Ausstellung, musste die Gliederung eingereicht werden. 12 Blätter sind dann gar nicht mehr viel, aber auch dieses Problem konnte ich lösen und fand neben einem – wie ich hoffte – aussagekräftigen Titel auch eine Einteilung, mit der ich zufrieden war (Abb. links).

Es wird ernst …

      Relativ schnell (wiederum gute Arbeit der Organisatoren) kam die Mitteilung, dass das Exponat akzeptiert sei. Jetzt gab es kein Zurück mehr!

      Die Monate gingen ins Land, der Frühling kam und ging, der Sommer kam – aber der Ausstellungstermin war ja immer noch weit entfernt, also bitte keine Hektik! Dazu kam noch, dass eine Woche nach der NABA der Jahreskongress der europäischen Fachgesellschaft meines Arbeitsgebietes anstand, für den ich ebenfalls Präsentationen vorbereiten musste, die eine gewisse Priorität hatten.

      Wie das so geht: Plötzlich war dann auch der Sommer fast vorbei, und es blieben nur noch zwei Wochen bis zur NABA. Am Abend, sagt das Sprichwort, werden die Faulen fleissig, und ich sage sowieso immer, dass ich unter Druck am besten arbeite, also ging es jetzt richtig los. Der Plan stand ja immerhin schon, aber jetzt standen noch die Auswahl der zu zeigenden Stücke und die Gestaltung der Seiten an. Letztere wenigstens war kein Problem; nach der beruflichen Erfahrung war klar, dass ich dafür Microsoft PowerPoint® verwenden würde. Das Programm beherrsche ich, und ich schätze Funktionen wie das automatische horizontale und vertikale Zentrieren und Verteilen von Textblöcken und Grafiken.
 

Die Seitengestaltung

      Alle Marken kamen in Hawid-Taschen, wobei ich die Zuschnitte, soweit möglich, auf wenige Standardgrössen beschränkte. Auf den Seiten wurde jeweils für die Unterseite der Klemmtasche ein 1 Millimeter schmalerer dunkelgrauer Streifen angebracht. Jetzt kamen die PowerPoint-Funktionen zum Zuge: Streifen und Bildunterschrift wurden jeweils gruppiert (Abb. unten; Beispiel von Seite 3 des Exponats) und die Gruppen in einer Zeile dann mit der Funktion horizontal verteilen ausgerichtet. Dann wurden jeweils ganze Zeilen zu einer Gruppe zusammengefasst und mit gleichmässigen vertikalen Abständen ausgerichtet.

Seitenaufbau

      Die dunkelgrauen Hilfslinien, die sich beim Aufkleben der Taschen als sehr hilfreich bewährt haben, werden später durch die Taschen vollständig verdeckt:

fertige Seite

      Viel Zeit habe ich mit der Ermittlung einer geeigneten Schriftart und -grösse verbracht, das ging nicht ohne Probeausdrucke. Wegen des einfach „schöneren“ optischen Eindrucks entschied ich mich im Vergleich zwischen Arial und Times New Roman für die Serifenschrift, also Times. Über die Schriftgrösse habe ich mir intensiv Gedanken gemacht: Bei Kongress-Postern (meist im A0-Format) steht der Betrachter üblicherweise in einer Entfernung davor, die den Überblick über das gesamte Dokument erlaubt, also in einem Abstand von etwa einem Meter. Bei solchen Präsentationen verwende ich keine Schriftgrössen unter 18 pt. Ein Rahmen mit 12 Blättern (3 Reihen à 4 Blätter) hat die gleiche Breite wie ein A0-Ausdruck (A0 entspricht 16xA4), aber man darf davon ausgehen, dass der Betrachter hier wirklich nahe an die Blätter herantritt, weil er ja auch die Marken sehen will; es gilt also etwa die normale Lese-Entfernung von rund 30 cm. Ich entschied mich daher für 12 pt für Standardtexte und 10 pt für Legenden und erklärende Texte.

Aufbau des Exponats

      Das Gesamtwerk per Post an die Ausstellungsleitung zu schicken und es fremden Leuten zu überlassen, meine kostbaren Blätter aufzuhängen, kam natürlich nicht in Frage – dafür muss man dann eben einen Urlaubstag nehmen. Es war schon spannend, einmal eine grosse Ausstellung aus neuer Perspektive zu erleben, wenn alles noch im Aufbau ist.

NABA: Aufbau NABA: Aufbau
NABA: Aufbau  
Oben:
 
Überall wird noch aufgebaut, und viele Rahmen sind noch leer, aber …
 
links:
 
… mein Exponat hängt! Jetzt kann ich nur noch abwarten, wie es von Publikum und Jury aufgenommen wird.

Das Ergebnis

      Beim Gala-Abend, an dem die Preisverleihung stattfand, konnte ich nicht dabei sein. Ich fuhr erst wieder am letzten Tag zur NABA, um mein Exponat zum Abschluss der Ausstellung persönlich abzuhängen und wieder mitzunehmen.

      Überraschung und Freude waren gross, als ich an „meinem“ Rahmen ein kleines Schild mit der Aufschrift Diamant hängen sah. Für ein 1-Rahmen-Exponat ist das die höchstmögliche Bewertung – nicht schlecht für einen ersten Versuch! Es war ausserdem noch das einzige mit dieser Bewertung ausgezeichnete Exponat der 1-Rahmen-Klasse, was mich dann schon ein wenig stolz machte.
      Obwohl ich mich dafür nicht angemeldet hatte, fand die Jury sogar noch Zeit für ein Gespräch mit mir, das mir interessante Einblicke in die nicht einfache Arbeit der Juroren und Anregungen für weitere Verbesserungen des Exponats gab.

      Das war also meine erste Ausstellung; ich verliess die NABA mit dem Vorsatz, dass es nicht die letzte bleiben sollte. Bis heute habe ich allerdings leider nicht die Zeit gefunden, eines meiner Gebiete (wegen der Fülle des vorhandenen Materials würde sich wieder ein Thema aus dem Gebiet der Hamburger Privatpost anbieten) ausstellungsmässig weiter aus- und aufzuarbeiten – aber irgendwann komme ich wieder!


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Copyright © 2009 und verantwortlich für den Inhalt:

Erste Veröffentlichung am 4. Januar 2009, letzte Bearbeitung am 4. Januar 2009.


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