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Die „Ochsenköpfe“ des Fürstentums Moldau – Anekdoten

      Philatelie soll durchaus ernst genommen werden, aber das hindert uns Philatelisten ja nicht daran, auch an den kleinen Anekdoten und Histörchen am Rande Freude zu haben. Zu den Ochsenköpfen habe ich zwei kleine Geschichten gefunden, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
 

Wie König Carol II. zur 81 Parale ungebraucht kam

(Text aus Infoblatt 28, → Deutsch-Rumänische Gesellschaft für Norddeutschland e.V., mit freundlicher Genehmigung)


König Carol II. von Rumänien
 

      Carol war Zeit seines Lebens ein begeisterter Briefmarkensammler. Schon als Kind fing er damit an, und seine Leidenschaft zu den kleinen Papierstückchen sollte ihn sein ganzes Leben begleiten. Er war nicht nur Ehrenmitglied des „Königlichen Bukarester Briefmarkenvereins“, er war gleichfalls weltweit gern gesehener Kunde aller bedeutenden Briefmarkenauktionen. Besonders stolz war er auf die Kollektion seiner „Ochsenköpfe“ (Anmerkung: Es handelt sich um die ersten 4 Ausgaben des Fürstentums Moldau). Die einzige Marke, die ihm fehlte, war die „81 Parale“ in ungebraucht.

      Die aber hatte ein anderer Sammler namens Mathescu. Herr Mathescu wohnte in Sinaia und war in den dreißiger Jahren für Schloß Peles „Königlicher Lieferant“ für Kolonialwaren, Weine und dergleichen. Carol und Herr Mathescu hatten nicht nur dieselbe Liebe zum Briefmarkensammeln, beide spielten auch leidenschaftlich gern Karten. Und so kam es, daß sich der König und Herr Mathescu häufig im Schloß in Sinaia zum Kartenspiel wie auch zum „Tauschen von Briefmarken“ trafen.

      Als nun eines Tages Herr Mathescu den König wieder einmal im Schloß besuchte, bemerkte Carol bei seinem Gast eine tiefe Niedergeschlagenheit. Als S. M. sich nach dem Befinden seines Gastes erkundigte, antwortete dieser, daß seine einzige Tochter von der Natur nicht gerade mit Schönheit überschüttet worden war und deshalb unverheiratet zu Hause herumsitzen würde. Carol überlegte einen Augenblick und ließ dann im Schloßhof von Peles sein Garderegiment antreten. Dann befahl er, daß alle unverheirateten Offiziere heraustreten sollten.

      Es wird glaubhaft versichert, daß es tatsächlich bald darauf zu einer Hochzeit zwischen der Tochter von Herrn Mathescu und einem der schneidigen Gardeoffiziere gekommen sein soll. Die 81 Parale in ungebraucht soll noch am selben Abend ihren Besitzer gewechselt haben …

 

Der lukrative Gang zum „stillen Örtchen“

(Nacherzählt nach Bernt Karger-Decker: Geschichte und Geschichten um Briefe und Briefmarken. Koehler & Amelang, Leipzig 1975)

      Während des 1. Weltkriegs hielt sich ein deutscher Briefmarkensammler im Rahmen eines Erholungsurlaubs im damaligen Siebenbürgen auf. Als begeisterter Philatelist wollte er natürlich einen „Ochsenkopf“ mit nach Hause nehmen. Von einem Sammlerfreund bekam er den Tipp, dass in einem entlegenen Ort ein Bergbauer lebte, der einen Brief mit der schwarzen 5 Parale [MiNr. 5] besitze.
      Als unser Sammlerfreund endlich in dem entlegenen Dörfchen ankam, erfuhr er, dass der Bauer vor kurzem verstorben war; sein Besitz war unter seine zwölf verstreut im Lande lebenden Kinder aufgeteilt worden. Einen echten Sammler schreckt nichts ab, und so machte er sich daran, die Kinder der Reihe nach aufzusuchen. Zehn Besuche bei Söhnen und Töchtern verliefen unergiebig, der elfte wusste zu berichten, dass der jüngste Sohn, der zwölfte also, „verschiedenen Papierkram“ vom Vater geerbt habe.

      Ein letzter Besuch stand damit noch an. Als unser Ochsenkopf-Freund diesen letzten Sohn aufsuchte, feierte dieser gerade seinen Geburtstag, und als gastfreundlicher Mensch lud er den Neuankömmling aus Deutschland, der sich als Bekannter des verstorbenen Vaters ausgab, gleich zum Mitfeiern ein.
      Irgendwann, nach ausgiebigem Gelage, musste der Besucher das „stille Örtchen“ aufsuchen, das sich, wie damals noch üblich, in einem kleinen Häuschen im Garten befand. Dort wurde er wohl schlagartig wieder nüchtern, als er die Tür in Augenschein nahm: An der Innenseite waren verschiedene aus Zeitungen ausgeschnittene Bilder aufgeklebt, Reklamezettel, und drei alte Briefe – und dabei war der Brief mit der 5 Parale!

      Unser Sammlerfreund war ein pfiffiges Kerlchen – keinesfalls wollte er unnötige Aufmerksamkeit auf den Wert dieses Stückes lenken. Es kam ihm gelegen, dass die Tür zu diesem Garten-Abort aussen mit einer bemalten Schnitzerei versehen war, und so gab er sich als Liebhaber bäuerlicher Kunst aus und bot dem Besitzer an, die Tür zu kaufen. Was sagte dieser dazu?
      In bester Geburtstagslaune war es ihm eine Ehre und ein Vergnügen, die Tür seinem Gast zum Geschenk zu machen – und so kam dieser dann doch noch zu seinem 5-Parale-Brief!


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Copyright © 2007 und verantwortlich für den Inhalt:

Erste Veröffentlichung am 6. April 2007, letzte Bearbeitung am 6. April 2007.


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