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Kanada – Atlantische Provinzen
Einleitung

      Obwohl ich relativ umfassend die Marken Grossbritanniens sammle, wollte ich mich nie auf die fast unendliche Geschichte der Ausgaben des Commonwealth einlassen. (Eine Ausnahme bilden die Kap-Dreiecke, die mich schon seit vielen Jahren begeistern.)


Karte: Wikimedia Commons (Public Domain)

      Diesem Vorsatz konnte ich treu bleiben, bis ich 2023 eine Marke von Neufundland als Geschenk erhielt. Diese sehr schön gestaltete Marke weckte mein Interesse an diesem Gebiet, und als ich entdeckte, dass es fast bildgleiche Ausgaben aus den Gebieten New Brunswick und Nova Scotia gibt, beschloss ich, mich diesen drei Postgebieten zukünftig etwas intensiver zu widmen. Prince Edward Island kam aus geographischen und historischen Gründen, obwohl es dort keine Marken mit dem Motiv Crown and Heraldic Flowers gab, natürlich noch dazu. Ich beschränke mich in allen Gebieten auf die jeweils ersten Ausgaben in Pence/Shilling.


Diese Marken gehören für mich zu den
schönsten klassischen Ausgaben überhaupt.

 

Atlantic provinces und Maritime provinces

      Diese beiden Begriffe begegnen Ihnen regelmässig im Zusammenhang mit den hier behandelten Postgebieten. Welche Provinzen gehören jeweils dazu?

Atlantic provinces (Atlantic Canada)
      Der Teil des östlichen Kanada, der an den Atlantik grenzt (mit Ausnahme von Quebec). Beinhaltet die (heutigen) Provinzen New Brunswick, Newfoundland and Labrador, Nova Scotia und Prince Edward Island.

Maritime provinces (The Maritimes)
      Historisch gewachsene Bezeichnung für die drei Provinzen New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island. Nach Neufundland waren dies die ersten von Europäern besiedelten Gebiete.

      Die vier Postgebiete sind in Auktionskatalogen und auch bei der von mir geschätzten Auktionsplattform → Philasearch nicht separat aufgeführt; Sie finden sie unter Kanada.
      Unter British North America finden Sie dort Ausgaben von Antigua, Bahamas, Barbados, Jamaica, Trinidad und Tobago etc., also den karibischen Gebieten. In der Literatur und auch im Namen der relevanten philatelistischen Fachgesellschaft dagegen ist British North America etabliert.

      Post- und Markengeschichte Kanadas und seiner Provinzen sind recht komplex; eine erste Übersicht gibt die von der BNAPS herausgegebene Einführung.

 
Sterling und Currency


 

3d. Stg. – Cy. 4½d.
Was bedeutet das?
 
      In Briefmarkenkatalogen finden Sie für die ersten Ausgaben der atlantischen Provinzen immer nur den Vermerk „Ausgaben in Pence“, gefolgt von den „Ausgaben in Cent“. Der letzte Pence-Wert von Prince Edward Island (Abb. links) zeigt aber zwei Wertangaben in Pence, d. Stg. und d. Cy.
      Ich habe die Lösung in der Überschrift dieses Kapitels schon vorweggenommen: Einmal sind es Pence Sterling und einmal Pence Currency.

      Bei Lehr wird auf diese Unterschiede gelegentlich hingewiesen, aber eine detaillierte Erklärung erfolgt nicht. Zum Post Office Act von 1710 erfährt man z. B., dass ein Brief über eine Distanz von mehr als 100, aber weniger als 200 Meilen 8d. sterling, 9d. currency kostete und dass „For every extra 100 miles an additional 2d sterling or 2d currency was charged.“
      Während der Unterschied zwischen sterling, der Referenzwährung britische Pfund, und currency, der lokalen Währung, bei der gezeigten Briefmarke 50 % beträgt, sind die beiden Werte in dieser postalischen Verfügung nahe beieinander; als Erklärung schreibt Lehr „Rates given in this act are in English sterling and ‚Canadian‘ currency (less depreciated than Prince Edward Island currency).“

      Solche – trotz der identischen Bezeichnungen – unterschiedlichen lokalen Währungen gab es in allen kanadischen Gebieten, und sie unterlagen durchaus auch, abhängig von der Wirtschaftsleistung der jeweiligen Region, Wechselkursschwankungen; Beispiele finden Sie bei McCullough. Die Nennwerte der Marken sind immer in currency, also der jeweils lokalen Währung, gemeint; die oben gezeigte Marke ist die einzige der atlantischen Provinzen, die sterling und currency getrennt ausweist.
      Für Wirtschaftshistoriker sind diese komplexen Beziehungen eine Herausforderung; McCullough schreibt dazu „The devaluation of the currency in use in British North America, both as it was formally recognized and as it occurred as a result of economic forces, are factors which researchers using financial and business papers over any extended period cannot ignore. This is especially the case if comparisons are made between colonies where devaluation occurred at varying rates and to different degrees.“

      In der Postgeschichte, wenn es etwa um die portogerechte Frankatur eines Briefes geht, können wir diese Beziehungen weitgehend ignorieren; postalische Verfügungen zu Portostufen in den einzelnen Provinzen beziehen sich auf currency, also die lokale Währung. So heisst es etwa in der Verfügung vom 26. April 1850 in New Brunswick unter Ziffer VI „And be it therefore enacted, That all letters delivered in this province or posted therein shall be charged at the uniform rate of Postage of three pence currency for every letter not exceeding half an ounce in weight […]“ (zitiert nach Poole, Hervorhebung von mir).


Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 21. April 2024, letzte Bearbeitung am 21. April 2024.


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