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Altdeutschland – Baden: Essais


      Ich freue mich, Ihnen an dieser Stelle einen Beitrag eines Gastautors präsentieren zu können: Michael Ullrich hat, speziell für klassische-philatelie.ch, eine kurze Übersicht zum Thema Baden-Essais geschrieben. Der Text basiert auf seinem Buch, dem auch sämtliche Abbildungen entnommen sind.
      Falls Sie also ausführliche, profund recherchierte und reichlich illustrierte Informationen zu diesem Thema suchen, empfehle ich Ihnen
M. Ullrich: Entwürfe, Essais, Druck- und Farbproben der Marken des Großherzogtums Baden
3. Auflage, Selbstverlag des Autors, Leimen 2010
.

      Der einleitende Text (der Abschnitt vor dem Kapitel Die Ziffernmarken 1851–1858) wurde nach neueren Forschungen im Mai 2011 überarbeitet und ergänzt.


 

Entwürfe und Essais des Großherzogtums Baden

von Michael Ullrich

      Baden verausgabte seine ersten Freimarken nach den entsprechenden Vorarbeiten am 1. Mai 1851. Die bei der Herstellung der Marken entstandenen Essais und Probedrucke sind sehr selten.

      Wie selten, erhellt die Tatsache, dass sich in der berühmten, zehn Bände umfassenden Essai-Sammlung des Kommerzienrats Martin Schröder (1856–1913) kein einziges Exemplar befand, obwohl seine Kollektion als die umfassendste seiner Zeit galt und viele sehr seltene Stücke enthielt.

      Das nach meiner Feststellung früheste öffentliche Angebot einiger Exemplare erfolgte im Baden-Spezialkatalog der Danziger Firma Holtz & Giebeler (1). In diesem 1922 erschienenen, mittlerweile sehr selten gewordenen Katalog wurden sieben Werte angeboten und abgebildet. Leider wurden die Abbildungen nicht näher beschrieben, so dass eine genaue Zuordnung nicht möglich ist. In der Beschreibung wird erwähnt, dass diese Stücke „seinerzeit einem bedeutenden Privatsammler für dem Reich geleistete Dienste geschenkweise überlassen worden“ seien. „Somit existieren diese Probedrucke nur noch einmal im Reichspostmuseum“ – ein weiterer Hinweis auf lediglich zwei angefertigte Stücke (2). Dieser bedeutende Privatsammler war der Berliner Bankier Oskar Wassermann (1869–1934) gewesen, ein Mitglied des Berliner Philatelisten Klubs und dessen Vorsitzender von 1908–1909. Carl Lindenberg, der Kurator des Museums, hatte dafür gesorgt, dass überzählige Markenessais an ihn geliefert wurden, da dieser dem Museum umfangreiche Schenkungen gemacht hatte, zuletzt die von ihm angekauften Schilling’schen Druckstöcke (3). Da Fraenkel 1904 noch von zwei Exemplaren im Museum schrieb, müssen die Marken danach abgegeben worden sein.

      Zum nächsten größeren Angebot kam es anlässlich der Versteigerung der berühmten Reitmeister-Sammlung am 18. Mai 1928 durch Heinrich Köhler in Berlin. Hermann Reitmeister (1866–1925) war Besitzer einer ungewöhnlich spezialisierten Altdeutschland-Sammlung, die er bereits während des Ersten Weltkrieges und dann vor allem in der Inflationszeit verkaufte bzw. verkaufen musste. Lediglich seine Baden-Sammlung versuchte er weiter auszubauen. Diese erreichte eine bis dahin nicht gekannte Größe, die als Grundlage für ein leider nie erschienenes Baden-Handbuch gedacht war.
      Neun Lose wurden unter dem Oberbegriff „Essais“ ausgerufen und zu Preisen zwischen 105 und 145 Reichsmark zugeschlagen. Neun Exemplare in einer solchen Riesensammlung – auch anhand dieser Verhältnisse wird die Seltenheit deutlich. Alle Stücke unterscheiden sich von denen des Danziger Angebots. Das Reichspostmuseum scheint sich damals also vollständig von seinen Dubletten getrennt zu haben. Leider weiß man nicht, auf welchem Weg Reitmeister in den Besitz dieser Stücke gelangte.
      Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Angebot spärlich. Das einzig bekannte größere Auktionsangebot war die „Pforzheim-Sammlung“ des Karlsruhers Emil Hasenfratz, der sich beim Aufbau seiner Sammlung der Hilfe von Max Unverfehrt und Carl Willadt, zweier ausgezeichneter Baden-Kenner, bedient hatte. Sie kam am 24. Januar 1995 im Rahmen der 285. Köhler-Versteigerung unter den Hammer und enthielt vor allem die sehr fragwürdigen 18 Kreuzer-Stücke, allerdings auch zwei blaue Exemplare zu 1 und 9 Kreuzer auf Chinapapier, einen Andruck der 3 Kreuzer-Marke sowie zwei Farbproben zu 3 Kreuzer rosa und gelblichbraun. Die Zuschläge lagen hier zwischen 800 und 1000 DM.
      In der großartigen Baden-Sammlung von Rolf Goldschagg, München (1930–2006), befanden sich ebenfalls etwa ein halbes Dutzend Stücke, deren Verbleib nicht bekannt ist. Auch Dr. Heinz Jaeger, Ehrenpräsident des BDPh, jahrzehntelanger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Baden und einer der größten Baden-Kenner, konnte in seiner Sammlung vier Probedrucke vorweisen, die jedoch nicht im Band V der „Edition d’Or“ enthalten sind, mit der seiner wunderbaren Sammlung zumindest teilweise ein Denkmal gesetzt wurde. Die meisten Stücke wurden und werden im Privatverkauf weiter gegeben und erzielen Liebhaberpreise.
 

Die Ziffernmarken 1851–1858

      Einem Bericht des für die Markenherstellung verantwortlichen großherzoglichen Münzrats Ludwig Kachel vom 18. September 1850 lagen fünf Entwürfe bei. Deutlich ist der Einfluss des bayerischen Vorbildes zu erkennen, besonders der Wert zu 1 Kreuzer ähnelt bis auf die geschwungene Wertziffer dem „Schwarzen Einser“ sehr. Es handelt sich hierbei um mit Wasserfarbe kolorierte Bleistiftentwürfe in den Farben 1 Kreuzer schwarz, 2 Kreuzer orange, 3 Kreuzer blau, 6 Kreuzer weinrot und 9 Kreuzer grün. Sie werden heute im Postwertzeichenarchiv der Deutschen Post AG in Bonn aufbewahrt.

Essai zur Ausgabe 1851 Essai zur Ausgabe 1851
Essai zur Ausgabe 1851 Essais zur Ausgabe von 1851
Essai zur Ausgabe 1851 Essai zur Ausgabe 1851

      An den Seiten sollten „Deutsch-Österreichischer Postverein“ und die die Marke betreffende Meilenstufe angegeben werden. Anstelle der Entfernungsangabe wurde später das Datum des Abschlusses des Postvereinsvertrages eingetragen. Ebenfalls geändert wurde die Farbgebung der einzelnen Werte, auf die Ausgabe einer 2-Kreuzer-Marke wurde ganz verzichtet. Ansonsten gelangten die Entwürfe nahezu unverändert zur Ausgabe.
 

Die Wappenmarken ab 1860

      Die auftretenden Schwierigkeiten bei der Herstellung der Ziffernmarken, wie die Beschaffung immer gleich gefärbten Papiers, die Probleme mit der Gummierung sowie der sich inzwischen gewandelte Geschmack der Öffentlichkeit, die die Ziffernmarken als nicht mehr zeitgemäß empfand, veranlassten die Generaldirektion, sich bereits im Herbst 1858 um die Anfertigung neuer Marken zu kümmern.

      Nach vorangegangenen mündlichen Besprechungen legte der Hofbuchdrucker Wilhelm Hasper am 14. Oktober 1858 einen Bericht vor, in dem er vorschlug, in Zukunft die Marken farbig auf weißes Papier zu drucken. Gleichzeitig habe er sich bereits mit einigen Graveuren in Verbindung gesetzt, die ihm Zeichnungen mit dem badischen Wappen zur Verfügung gestellt hätten. Danach folgen Angaben über die voraussichtlichen Kosten für die Anfertigung der Stempel sowie die Erläuterung von Einzelheiten, die die neu einzuführende Zähnung der Marken betrafen. Zusammen mit diesem Bericht legte Hasper drei Zeichnungen vor, die er erhalten hatte.

Essai zur Wappenausgabe 1860, 1. Entwurf

      Bei der ersten handelte es sich um eine Federzeichnung im Format 42 x 32 mm. Sie enthielt das badische Wappen, welches heraldisch allerdings einen recht groben Fehler aufweist: der Querbalken des Wappenschildes geht von links unten nach rechts oben statt umgekehrt.

Essai zur Wappenausgabe 1860, 2. Entwurf

      Die zweite Zeichnung stammt aus einem bereits gezähnten braunen Markenfeld, welches als Muster für die Arbeit der Zähnungsmaschine von der österreichischen Postverwaltung übersandt worden war. Darauf hatte der Graveur mit blauem Stift ebenfalls das badische Wappen eingezeichnet, der rechte Greif wurde allerdings nur angedeutet.

Essai zur Wappenausgabe 1860, 3. Entwurf

      Die dritte und letzte Zeichnung stammt vermutlich von Ludwig Kurz aus Frankfurt am Main, da sie bereits eine große Ähnlichkeit mit der späteren Ausgabe aufweist. Es handelt sich hierbei um ein Querrechteck im Format 25 x 21 mm; es ist sehr sauber mit Silberstift ausgeführt. In der Mitte befindet sich das badische Wappen, in der rechten oberen Ecke ist angedeutet, daß der Untergrund aus Wellenlinien bestehen sollte. Um das Wappen geht ein viereckiger Rahmen, welcher oben „FREIMARKE“, an den anderen Seiten „3 KREUZER“ enthält. Anstelle der späteren Rosetten befinden sich hier sechsstrahlige Sterne in den Ecken.

      Am 21. Juni 1859 schlug die Direktion der Verkehrsanstalten der Regierung vor, die neuen Marken mit dem Landeswappen zu bedrucken. Nachdem einige andere Hindernisse, die vor allem mit dem Kauf und der Aufstellung der neuen Zähnungsmaschine auftraten, überwunden waren, schrieb man am 12. Juli 1859 an die Graveure Kurz in Frankfurt und Friedrich Eckard in Karlsruhe. Man nahm Bezug auf die an die Adresse von Hasper eingereichten Entwürfe und bat um Auskunft darüber, ob man die Stempel nach beigefügter verbesserter Vorgabe anfertigen könne.

Entwurf zur Wappenausgabe 1860 von C.A. Weber

      Die von C.A. Weber in chinesischer Tusche angefertigten Zeichnungen zeigen die späteren Wappenmarken, die Inschriften sind allerdings etwas niedriger und breiter und in den Ecken befinden sich achtblättrige Rosetten. Außerdem wurde zur Bedingung gemacht, dass das Format exakt 23½ x 23½ mm betragen müsse. Von der Gravüre müsse vor der Vervielfältigung immer ein Probeabzug zur Begutachtung eingeschickt werden. Eckard musste wegen der kurzen Lieferzeit von nur vier Monaten auf den Auftrag verzichten; Kurz dagegen erklärte am 15. Juli, er könne die Stempel zu einem Preis von 392 Gulden anfertigen. Daraufhin erhielt er am 24. August 1859 den Auftrag, die Stempel der Wappenausgabe zu schneiden.

      Am 15. Oktober übersandte er bereits den geforderten Probeabzug zu 3 Kreuzern in einem matten Preußischblau. Nachdem die Generaldirektion den Abzug geprüft hatte, teilte man ihm mit, dass man im Allgemeinen recht zufrieden sei, allerdings noch kleinere Änderungswünsche habe, außerdem trete das Wappen nicht genug hervor, was allerdings auch an der hellen Farbe liegen könne. Kurz verbesserte daraufhin seinen Stempel und legte mit Datum vom 25. Oktober erneut Probeabzüge vor, die er mit der Buchdruckerpresse angefertigt hatte. Es handelte sich um zwei Werte zu je 3 Kreuzer in Schwarz und Dunkelpreußischblau. Am 29. Oktober wurden nochmals kleine Änderungswünsche vorgebracht, denen er am 1. November nachkam. Auch diese Vorlage war noch nicht zur vollständigen Zufriedenheit ausgefallen. Da diese aber weit besser war als alle vorangegangenen und die Zeit drängte, erklärte man sich am 8. November mit der Vervielfältigung der Stempel einverstanden. Im Dezember hatte Kurz die Druckstempel fertig gestellt, der Druck konnte beginnen.

      Friedrich Hasper in Karlsruhe, der die badischen Freimarken drucken sollte, erhielt nun den Auftrag, mit den Stempeln Farbproben herzustellen. Er überreichte am 12. Februar 1860 sieben verschiedene Muster und empfahl, schwarz für die 1-Kreuzer-Marke, blau für die 3-Kreuzer-, chromgelb für die 6-Kreuzer- und cochenille für die 9-Kreuzer-Marke zu verwenden.

Farbproben vom 3. März 1860

      Die Generaldirektion war allerdings auch hier nur sehr schwer zufriedenzustellen, und so überreichte Hasper am 3. März erneut Farbproben. Es waren sechs Stück, die er sämtlich mit dem 9-Kreuzer-Stempel hergestellt hatte.

      Nachdem die Generaldirektion diese Vorlagen geprüft hatte, teilte man Hasper am 22. März 1860 mit, daß man sich entschlossen habe, folgende Farben zu nehmen: Für die Marke zu 1 Kreuzer gute englische Druckerschwärze, zu 3 Kreuzer berlinerblau, zu 6 Kreuzer dunkelchromgelb und zu 9 Kreuzer hellen Münchener Cochenillelack.

      Hasper führte diesen Auftrag aus, und mit Bekanntmachung vom 1. Juni 1860 wurden die neuen Wappenmarken der Öffentlichkeit vorgestellt.
 

Die Farbänderungen von 1862

      Die preußische Postverwaltung richtete im März 1861 an alle Mitglieder des Deutsch-Österreichischen Postvereins die Anfrage, ob sie bereit wären, für die Postwertzeichen des gleichen Wertbetrages die gleichen Farben einzuführen.

      Die badische Verwaltung erklärte sich einverstanden und beauftragte Hasper, neue Farbproben vorzulegen, was dieser am 23. Oktober und 16. Dezember 1861 auch tat. Es waren insgesamt zehn Farben und zwar zu 3 Kreuzer ohne liniierten Untergrund in Schwarz, Karmin, Tiefblau, Rotbraun, Grün und Gelb und zu 6 Kreuzer mit Liniierung in Karmin, Preußischblau, Blassbraun und Gelbbraun.

      Man beschloss, für die Marke zu 3 Kreuzer Cochenillelack, zu 6 Kreuzer feinstes Berliner Druckblau und für die 9-Kreuzer-Marke gebranntes Umbra zu nehmen. Der 1-Kreuzer-Wert sollte schwarz bleiben.
      Zusätzlich zu dieser Farbänderung sollte aber auch die Zeichnung etwas verändert werden. Aufgrund des liniierten Untergrundes tritt das Wappen bei den Marken der ersten gezähnten Ausgabe nur schlecht hervor; diesem Missstand sollte abgeholfen werden. Im Juli 1861 waren die Satzstücke der meistgebrauchten 3-Kreuzer-Marke so stark abgenutzt, dass eine Neuanfertigung dringend erforderlich wurde. Man wandte sich deshalb erneut an den Graveur Kurz und fragte an, ob er eine Neuanfertigung nicht dahingehend verbessern könne, dass er „die zur Ausfüllung der leeren Teile des Wappenfeldes angebrachten geraden Linien mit alleiniger Ausnahme der die äußeren Felder nach innen begrenzenden Schlußlinien“ wegnehmen könne.

      Am 16. Juli legte Kurz insgesamt 8 Entwürfe des ihm übersandten 3-Kreuzer-Stempels vor: je zwei in Schwarz, Blau, Gelb und Karmin. Je ein Exemplar wies einen ganz weißen Untergrund auf, bei den anderen hatte er immer eine Linie weggenommen:

Farbproben vom 16. Juli 1861 Farbproben vom 16. Juli 1861

      Die Generaldirektion entschloss sich daraufhin, den Untergrund völlig weiß zu lassen und am 19. Juli 1861 erhielt Kurz die anderen Satzstücke zu 1, 6 und 9 Kreuzer zur Korrektur und dieser führte seinen Auftrag bis zum 7. August 1861 aus.
 

Die hohen Werte zu 18 und 30 Kreuzer

      Durch die ständig zunehmende Industrialisierung und die damit verbundene Ausweitung des Postaufkommens auch mit dem Ausland reichten die vorhandenen Werte der badischen Freimarken bald nicht mehr aus.

      Auf immer stärker werdendes Drängen seiner Mitglieder schlug der Mannheimer Handelsverein dem Handelsministerium am 5. Juli 1861 die Einführung von 15- und 30-Kreuzer-Marken analog dem Beispiel von Thurn & Taxis vor.

      Obwohl der Verkauf der 12- und 18-Kreuzer-Umschläge nur sehr schleppend vonstatten ging, befürwortete das Handelsministerium den Vorschlag und erteilte am 26. August 1861 die Genehmigung, Marken zu 18 und 30 Kreuzern einzuführen.

      Man wandte sich deshalb am 13. September an Kurz und fragte an, ob er die Anfertigung der Stempel in der bereits bekannten Wappenzeichnung mit weißem Grund übernehmen könne. Bereits vier Tage später sagte dieser zu, worauf er am 20. September den Auftrag erhielt. Nach acht Tagen hatte er ihn bereits mit der Ablieferung erfüllt.

      Nun übersandte das Ministerium am 11. November die Stempel an Hasper mit der Anweisung, sie galvanoplastisch zu vervielfältigen und gleichzeitig geeignete Farben vorzuschlagen. Vorgestellt hatte man sich hellchromgrün für die 18-Kreuzer-Marke und zinnoberrot für den Wert zu 30 Kreuzern.

      Nun werden besonders bei den Werten zu 18 Kreuzern in einschlägigen Katalogen diverse Varianten (mindestens 11) dieser Marke angeführt. Bei diesen Stücken sind nun in mehrerer Hinsicht Zweifel angebracht: Lindenberg hat sehr detailliert alle Essais und Probedrucke beschrieben. Alle diese Stücke können noch heute im Archiv der Museumsstiftung besichtigt werden. 18-Kreuzer-Marken sind nicht darunter. Alle Probedrucke sind in unterschiedlichen Farben auf weißem Papier (wenn auch in verschiedenen Tönungen) hergestellt. Lediglich bei der 18-Kr.-Marke kommen diese Farbspielereien vor, eine Erklärung dafür gibt es nicht. In allen zur Verfügung stehenden Berichten werden keine 18-Kreuzer-Probedrucke erwähnt. Schriftliche Unterlagen, die wie bei den anderen Probedrucken ein Vorhandensein nachweisen würden, existieren nicht.

      Aufgrund der geschilderten Sachlage müssen daher die angeblichen Probedrucke der 18-Kreuzer-Marken so lange in das Reich der philatelistischen Fabel verwiesen werden, bis eindeutige Beweise für deren offizielle Herstellung vorliegen.
 

Ausgabe von 1868

      Am 23. November 1867 war Baden dem Tarifsystem des Norddeutschen Postbezirks unter Beibehaltung eigener Markenausgaben beigetreten. Dadurch wurde eine Vielzahl von Portostufen hinfällig und die jetzt vereinfachte Abrechnung erforderte nicht mehr so viele Marken. Es wurden lediglich drei Werte zu 1, 3 und 7 Kreuzer benötigt.

      Trotz der Verfügung, vorhandene Bestände aufzubrauchen, machte sich doch recht bald das Fehlen eines eigenen 7-Kreuzer-Wertes bemerkbar. Im Frühjahr 1868 wurde deshalb der Graveur Maier in Karlsruhe beauftragt, einen Stahlstempel für diese neue Serie herzustellen. Er änderte die nun nicht mehr passende Inschrift „POSTVEREIN“ dahingehend ab, dass er auch in den rechten Rand „FREIMARKE“ einfügte. Den Originalstempel ließ er ohne Wertziffer, erst in die Vervielfältigungen wurde die Wertbezeichnung eingraviert. Hasper fertigte dann im Juli 1868 die für den Druck erforderlichen Satzstücke an. Die ganze Zeichnung macht allerdings einen recht plumpen Eindruck, sie kann nicht mit der hervorragenden Arbeit von Kurz verglichen werden.

      Am 8. Juli 1868 schlug die Generaldirektion der Verkehrsanstalten dem Handelsministerium die Farben für die neuen, die letzten Freimarken Badens vor: grün für die 1-Kreuzer-Marke, rot für die Marke zu 3 Kreuzer und blau für den 7-Kreuzer-Wert. Diesem Brief wurden Schwarzabzüge der neuen Stempel beigefügt. Mit diesem Vorschlag war man offensichtlich auch sofort einverstanden, denn Farbproben wurden von diesen Marken nicht angefertigt.

Schwarzabzug Ausgabe 1868 Schwarzabzug Ausgabe 1868 Schwarzabzug Ausgabe 1868
Schwarzabzüge der letzten badischen Freimarken (1868)

Landpost-Portomarken von 1862

      Von den Landpostmarken gibt es keine Probedrucke. Ein Hinweis auf die vermeintliche Existenz findet sich vielfach noch in älteren Katalogen. Sie beruhen auf einem Irrtum, der aufgrund der Umstellung des Katalogsatzes zustande kam.


Fussnoten:

  1. Joachim Giebeler flüchtete nach dem Zweiten Weltkrieg nach Flensburg, wo er noch bis Ende der 50er Jahre einen Briefmarkenhandel betrieb und Auktionen durchführte.
  2. Die erste Aussage hierzu stammte von Heinrich Fraenkel in seinem Beitrag „Ein neues Buch über Essais“ in der Deutschen Briefmarken-Zeitung 1904, S. 10.
  3. Siehe hierzu Fritz Steinwasser: Ein Leben für die Philatelie in Briefmarken-Spiegel Nr. 12/1992, S. 142.


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Michael Ullrich

Die früher hier – mit Einverständnis von Herrn Ullrich – direkt verlinkte E-Mail-Adresse habe ich aus Datenschutzgründen entfernt. Allfällige Anfragen richten Sie bitte direkt an mich; ich leite sie dann weiter.
Erste Veröffentlichung am 15. August 2010, letzte Bearbeitung am 15. Mai 2020.


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