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Grossbritannien – Englische Münzen
„Hammered“ und „Milled“ Coins

Hammered Coins

      Seit der Antike war die übliche Technik der Münzherstellung die Hammerprägung. Auf einen fest, üblicherweise in einem Holzblock, montierten Unterstempel wurde der Rohling aufgelegt und mit einem Hammer, der den Oberstempel trug, die Münze geprägt (→ Darstellung aus dem 14. Jahrhundert).

      Diese Methode war schnell – ein Arbeiter konnte → mehr als 1000 Münzen pro Tag herstellen –, aber die auf diese Art gefertigten Münzen waren qualitativ allenfalls mittelmässig: Sie zeigten unregelmässige Ränder, die Abschläge waren teilweise unregelmässig tief, es kam bei mehrfachen Hammerschlägen zu Doppelprägungen. Die nicht sauber gerundeten Ränder waren eine Versuchung, kleine Stückchen vom Rand abzuschneiden („clipping“) – eine lukrative, aber, wenn man dabei erwischt wurde, lebensgefährliche Einnahmequelle: Seit dem → Treason Act von 1415 stand auf coin clipping die Todesstrafe.

 
Milled (machine-struck) Coins

      Unter Elisabeth I. wurde erstmals in England eine neue Technik eingeführt. Der früher in der französischen Moulin des Étuves beschäftigte Eloy(e) Mestrelle richtete die erste mechanische Münzherstellung in England ein. (Die interessante, wenn auch im Verlauf tragische Biographie von Mestrelle finden Sie in der Literatur; s. auch Links unten auf dieser Seite.) Die gleichmässig hohen Silberstreifen, aus denen die Rohlinge gefertigt wurden, wurden mit Hilfe von → Wassermühlen, nach anderen Quellen von durch Pferde betriebenen Mühlen hergestellt, was zu der Bezeichnung mill(ed) Coins für diese Münzen führte. (Der Begriff hat sich für alle maschinengeprägten Münzen, vor allem im Gegensatz zu hammered, eingebürgert; in numismatisch korrektem Sinn bedeutet „milled“ einen geriffelten Rand der Münze (1).) Aus diesen Streifen wurden Rohlinge von gleichmässiger Dicke und standardisiertem Gewicht hergestellt. Eine → Spindelpresse sorgte dann für die ebenfalls sehr gleichmässige beidseitige Prägung. Das Ergebnis dieser allerdings sehr aufwändigen Methode waren perfekt gerundete, gleichmässig dicke Münzen – Clipping war damit nicht mehr möglich.

      Im direkten Vergleich mit der Hammerprägung lieferte dieses Verfahren zwar qualitativ wesentlich höherwertigere Münzen (2), aber es war aufwändig und ergab nicht die Stückzahlen, die man für das gesamte Münzwesen brauchte. Ausserdem waren die Mitarbeiter der Münze nicht begeistert von dieser neuen Technik, die ihre Arbeitsplätze zu einem grossen Teil überflüssig gemacht hätte.
      Es wurden nicht alle Wertstufen in dieser Technik hergestellt (→ Übersicht); die häufigste milled coin unter Elizabeth I war der Sixpence von 1562. „85 % of Mestrelle’s meagre experimental machine-made coins were sixpences dated 1562. This leaves 15 % for all the other dated sixpences, shillings, groats, threepences, halfgroats, threefarthings and the gold coinage.“ heisst es bei → History in Coins, eine Literaturangabe dazu habe ich allerdings nicht.
      Einen solchen milled sixpence von 1562 im Vergleich zu einem hammered sixpence finden Sie auf der Seite zu Elizabeth I.

      Mestrelle’s Tätigkeit und die Herstellung von milled coins endete 1572. Es dauerte fast sechzig Jahre, bis unter König Charles I. durch den – wie Mestrelle aus Frankreich stammenden – Münzmeister Nicholas Briot 1631 wieder milled coins geprägt wurden, aber auch diese Ära dauerte nicht lange. Erst ab 1662, unter Charles II, wurden die maschinengeprägten Münzen Standard in England.

      Die hammered coins spielten in der englischen Numismatik also eine grosse Rolle. Es gibt einige Münzhändler auf der Insel, die hammered im Namen tragen (3), und es gibt einen eigenen zweibändigen Katalog zur Hammered Coinage (s. Literatur).

      Als ab 1662 die milled coins unter Charles II standardmässig eingeführt wurden, war die erste Münze die → Crown von 1662, die im Erhaltungsgrad VF (very fine) noch in der Reichweite durchschnittlicher Sammler liegt (bei EF, extremely fine, sind wir allerdings schon in fünfstelligen Pfund-Bereichen).

      Riffelung und/oder Prägung von Texten auf den Rändern machten diese Münzen für clipping ungeeignet – mit dem Resultat, dass ganze Münzen gefälscht wurden. Am Ende des 17. Jahrhunderts waren in England etwa 10 % der im Umlauf befindlichen Münzen Fälschungen, häufig gegossen und nicht geprägt. Kaufen Sie Münzen dieser Zeit nur bei erstklassigen Händlern!


Fussnoten:

  1. „Milled Edge: The edge of a coin with grooved lines around the perimeter. Also known as a Reeded Edge.“ → Coin Collecting Glossary bei royalmint.com.
  2. Auf der Seite → British Milled Coinage finden Sie gleich als erste Abbildung eine Gegenüberstellung eines milled und eines hammered Shilling aus der Ära von Elisabeth I.
  3. Keine Werbung, nur ein Hinweis: → Halls Hammered Coins, → Hammered British Coins.

Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 19. Juli 2023, letzte Bearbeitung am 19. Juli 2023.


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