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Grossbritannien – Englische Münzen
Maundy Sets und Proof Sets

Maundy Money

      „Maundy money is traditionally given to the elderly by the monarch at a special church service held on Maundy Thursday“ heisst es kurz und präzise bei der Royal Mint. Dieser Brauch, am Gründonnerstag (Maundy Thursday) die Armen zu beschenken, ist sehr alt; ursprünglich geht er zurück auf die Fusswaschung nach dem letzten Abendmahl, die Jesus an seinen Jüngern vornahm.

      Seit dem Mittelalter wurde am Gründonnerstag eine rituelle Fusswaschung an Armen von den englischen Königen durchgeführt. (Details zur interessanten Geschichte dieses Brauchs und seiner Durchführung finden Sie in dem unten verlinkten Wikipedia-Artikel Royal Maundy). Neben Gaben von Nahrungsmitteln und Kleidung wurden auch Geldgeschenke verteilt, üblicherweise Pennies in einem Gesamtwert, der dem Alter des Herrschers entsprach. Nach 1837, unter William IV, wurde dies auf die fixe Summe von 30 Shilling (heute dezimal £1.50) festgelegt. Traditionell wurden und werden Münzen in den Wertstufen 1 Penny sowie 2, 3 und 4 Pence verwendet.


1 Penny und 2 Pence, frühes Maundy Money (1676) unter Charles II. Revers mit Wertangabe in Form verschlungener „C“.

      Die als Maundy Money verwendeten Münzen waren anfangs normale, im Umlauf befindliche Münzen. Im Spink-Katalog wird darauf hingewiesen, dass auch die heute als erstes Maundy Money bezeichneten vier niedrigstwertigen Silbermünzen unter Charles II (milled 1 Penny bis 4 Pence) reguläre Kursmünzen waren. Eine Zusammenstellung dieser vier Werte führt Spink trotzdem als „Maundy Set (undated)“ mit der Nr. 3391 und „Maundy Set (dated)“ für die Jahre 1670 bis 1684 mit jeweils identischer Jahreszahl der vier Werte mit Nr. 3392 auf. (Das komplette „dated set“ von 1676 finden Sie bei Charles II.)

      Der Avers der Maundy Coins zeigt immer die Büste des regierenden Monarchen, der Revers war anfangs unterschiedlich, ist aber seit 1822 unverändert identisch gestaltet. Die Maundy-Münzen waren und sind immer Silbermünzen, obwohl „normale“ Penny-Münzen schon lange nicht mehr aus Silber bestehen.
      Bis 1920 galt für den Silbergehalt von Silbermünzen der Sterling standard, also ein Silbergehalt von 925/1000. Unter George V wurde wegen der stark gestiegenen Silberpreise der Feingehalt auf .500 gesenkt; das letzte Maundy Set mit 0.925 erschien also 1920. Die 0.500-Maundy-Münzen wurden bis 1946 (George VI) ausgegeben. Ab 1947 wurde der Silbergehalt des Maundy Money wieder auf 0.925 angehoben; dies wurde unter Elizabeth II beibehalten. (Die letzten Silbermünzen für den normalen Umlauf wurden 1946 geprägt, ab 1947 gab es keine Kursmünzen aus Edelmetallen mehr.)

 
Proof Sets

      Diese üblicherweise in besonders hochwertiger Ausführung hergestellten Münz-Sets waren Zusammenstellungen einiger, manchmal aller in Umlauf befindlichen Wertstufen, etwa vergleichbar den heutigen Euro-Kursmünzensätzen. Sie wurden jedoch in der uns hier interessierenden prädezimalen Ära nur zu besonderen Anlässen ausgegeben; heute macht die Royal Mint aus dieser Idee jährliche Sets, die es – unabhängig davon, was tatsächlich im Alltag vorkommt – in Ausführungen von brilliant uncirculated für £50.00 bis zu (längst aus dem Alltag verschwundenen) Goldmünzen für £8000.00 gibt. Solange sich Sammler finden, denen man das verkaufen kann, wird das wohl auch weitergehen.

      Spink führt in der Prädezimalära genau 20 solcher Sets auf, beginnend mit PS1 unter George IV von 1826 bis zum „Last-Sterling“-Set von 1970 unter Elizabeth II, katalogisiert als PS20. Die Katalogpreise liegen zwischen £30.00 und £350 000.00 (kein Druckfehler – dreihundertfünfzigtausend Pfund werden für PS3, 1839 unter Queen Victoria ausgegeben, genannt); ein Set umfasst zwischen 4 und 16 Münzen. Sehr selten sind die Ausführungen in dem Erhaltungsgrad oder besser Herstellungsverfahren, das wir im Deutschen „Polierte Platte“ nennen, englisch bei NGC → „Proof Cameo“, im Spink nicht separat erfasst (dort ist das höchste Grading FDC, fleur de coin, deutsch „Stempelglanz“).

      Unter diesen 20 Sets gibt es auch einige für Normalsammler noch bezahlbare Ausgaben, dies sind vor allem die beiden Ausgaben unter Elizabeth II (PS19 Coronation 1953 und PS20 „Last Sterling“ 1970). Nachdem mit der Krönung von Charles III die Mehrzahl der Briten zum ersten Mal eine Krönung erlebte, ist das Interesse an solchen Ausgaben gestiegen; die Preise für PS19 ziehen aktuell deutlich an. Der derzeit (Sommer 2023) noch aktuelle Spink 2022 notiert für das Krönungs-Set £150, ich habe aber auch schon Angebote für £595 gesehen.
      Ein interessantes und gleichfalls auch in sehr guter Erhaltung noch bezahlbares Set ist PS16, 1937 zur Krönung von George VI ausgegeben. Dies ist eines der Sets, die den kompletten Satz der vier Maundy-Münzen enthalten. Dieses Set und die beiden Elizabeth-II-Ausgaben finden Sie hier bei den entsprechenden Regenten.


Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 19. Juli 2023, letzte Bearbeitung am 19. Juli 2023.


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