Alle Inhalte dieser Site sind urheberrechtlich geschützt; Copyright © C. Ozdoba
Logo der Website „Klassische Philatelie“

Einleitung – Kataloge – Klassik-Spezialkataloge im Vergleich (Ausgabe 2020)

      Lange hat es gedauert, bis der Schwaneberger Verlag eine Neuausgabe des Michel „Klassik Europa 1840–1900“ herausbrachte: Nach der ersten Ausgabe dieses Katalogs 2007 dauerte es volle zehn Jahre bis zur 2. Auflage. In diesem Jahr, 2017, erschien dann aber auch gleich noch die Ergänzung für den Rest der Welt mit der 1. Auflage des „Klassik Übersee bis 1900“.

      Ich war neugierig und habe mir im Frühjahr 2020 beide bestelllt, dazu noch einmal die aktuelle Ausgabe des Scott „Scott 2020 Classic Specialized Catalogue“. Auf den Yvert & Tellier, der den ersten Katalog-Vergleich abrundete, habe ich verzichtet, aber diesmal – die Zeiten ändern sich in mehr als 10 Jahren – noch vier Online-Kataloge mit berücksichtigt. Wo stehen wir heute als Klassiksammler mit unseren Katalogen, vor allem: Läuft das Web, wie schon bei den „Printmedien“, den gedruckten Ausgaben den Rang ab?

      Beginnen wir, wie schon bei der ersten Ausgabe dieses Vergleichs Ende 2007, mit einer Übersicht über die Kandidaten in diesem garantiert subjektiven „Test“ (Abbildungen massstäblich zueinander):

Michel Klassik Europa 1840–1900 Michel Klassik Übersee bis 1900
Michel Klassik Europa 1840–1900
2. Auflage, Schwaneberger Verlag GmbH, Unterschleissheim 2017
Michel Klassik Übersee bis 1900
1. Auflage, Schwaneberger Verlag GmbH, Unterschleissheim 2017
Scott 2020 Classic Specialized Catalogue Scott 2020 Classic Specialized Catalogue of Stamps & Covers 1840–1940
Amos Media Co., Sidney, OH, 2019

      Es klingt trivial, kann aber im Sammleralltag eine Rolle spielen, wenn Sie z.B. einen Katalog zu einer Börse mitnehmen wollen: Der Scott ist unhandlich. Er ist nicht nur sehr gross (s. Abbildungen) und sehr dick (Seitenzahl beachten!), sondern mit 3,17 kg mehr als doppelt so schwer wie z.B. der Michel Europa Klassik (1400 g). Kein entscheidendes Kriterium, aber doch ganz interessant.

 

      Zusätzlich habe ich mir vier Online-Kataloge angeschaut, zwei „Weltkataloge“ und zwei „Spezialkataloge“:

      Verschiedene Sites, die Ihnen bei Suchen nach Katalogen im Web begegnen, habe ich aus den jeweils angegebenen Gründen bewusst nicht berücksichtigt. Sie sind trotzdem verlinkt, damit Sie sich bei Interesse einen eigenen Eindruck verschaffen können:

      Hier eine kurze Übersicht zu den drei gedruckten Katalogen:

  Michel Europa Michel Übersee Scott
Allgemeine Angaben
Erscheinungsweise 2. Auflage (1. vor 10 Jahren) erste Ausgabe erstmals 1995, seit 1998 jährlich
Abbildungen meist farbig,
50% der Originalgrösse
meist farbig,
50% der Originalgrösse
farbig,
70% der Originalgrösse
Umfang 780 Seiten 700 Seiten 1350 Seiten
Einband kartoniert kartoniert Kunstleder
Preis € 98,– € 89,– US$ 179,99
 
  Michel Europa Michel Übersee Scott
Inhalt
Bewertungen für
** / * / gest. / Brief
(x) / x / x / x (x) / x / x / (x) (x) / x / x / (x)
Bewertungen für
grössere Einheiten
x x (x)
Angabe (in Klammern): teilweise

 

Die Kataloge im Detail

      Damit Sie die Grösse der Abbildungen in den gedruckten Katalogen richtig einordnen können, habe ich jeweils eine 1-Euro- und eine 1-Franken-Münze daneben gelegt. Der grösste Teil meiner Leser hat damit eine aus dem Alltag bekannte Bezugsgrösse.

      Eines hat sich seit dem Katalog-Vergleich vor gut zwölf Jahren leider nicht geändert: Die Abbildungen sind klein. Sehr klein. Können die Online-Kataloge das besser?

      Schauen wir uns exemplarisch die Spandrillen der dänischen Skilling-Ausgaben an:


Im Michel Klassik Europa gibt es eine schematische Darstellung (hier der dotted spandrels, also des punktierten Eckfeldes), die grösser ist als die Abbildung der Marke.
 

Der Scott zeigt eine etwas unscharfe Markenabbildung. Können Sie sicher erkennen, ob das Eckfeld wellenförmig oder mit Punkten ausgefüllt ist?
 

Stampworld schreibt Dotted Background, aber die Abbildung zeigt nicht wirklich, worum es geht.
Die Schemazeichnung im Michel ist eindeutig die beste Variante.
 

 

Bei Michel können wir gedruckte und Online-Ausgabe direkt vergleichen. Die Abbildung im Katalog ist mit 50 % der Originalgrösse sehr klein (ganz oben). Im Michel Online-Katalog sind die Abbildungen nicht grösser (oben), aber diese Version hat einen grossen Vorteil: Eine Markenabbildung lässt sich vergrössern (links), und dann kann man auch Details im Bild (wie etwa hier den Text „REPUB • FRANC“) erkennen.
Bei Stampworld (unten) sind die Abbildungen von vornherein etwa so gross wie das vergrösserte Bild im Michel Online, lassen sich aber nicht weiter vergrössern.

 


Das kennen wir schon aus dem Michel Klassik Europa von 2007: Wichtige Details der Zeichnung, die zu unterschiedlichen Typen-Klassifizierungen führen, sind in schematischen Zeichnungen ausreichend gross dargestellt (oben).
Scott macht das sogar mit Bildern entsprechender Marken (unten).

 


Michel und die Zeichnungen …
Dass ein Katalog-Verlag mit einer → mehr als hundertjährigen Geschichte bei einigen Marken auf Zeichnungen zurückgreift (zurückgreifen muss?), ist schon verwunderlich. Man sollte doch annehmen, dass mit den sicher vorhandenen Beziehungen zu Händlern und Auktionshäusern eine umfassende Bild-Datenbank angelegt und im Laufe der letzten Jahre digitalisiert werden konnte. Das wirkt – nichts für ungut, lieber Schwaneberger Verlag – etwas unprofessionell. (Für das Gebiet Corrientes stelle ich gerne hoch aufgelöste Scans von Marken meiner Sammlung zur Verfügung, und das würden sicher viele Sammler tun.)
Scott scheint dieses Problem nicht zu haben (unten).

 

Die Spezialisten

Philakatalog.ch

      Hier können Sie ein sehr ambitioniertes Projekt im Aufbau begleiten. Die Grundstruktur steht, aber es soll noch Vieles kommen.
      Ich habe einige Informationen, auch zu den Hintergründen der Entstehung dieses Schweiz-Online-Katalogs, persönlich vom Herausgeber. Diese sind auf der Website nicht zu finden, weshalb ich mich hier etwas zurückhalte. Einfach ein Tipp: Behalten Sie diesen Katalog im Auge!
      Sie werden selbst sehr schnell feststellen, dass die Katalogisierung von den gängigen schweizerischen Katalogen (Zumstein, SBK) abweicht. „Im SBK ist jedes Ausgabedatum eine separate Ausgabe, in unserem Online Katalog ist es eine Ausgabe mit mehreren Serien.“ heisst es in der → Information (PDF) zum Katalogkonzept auf der Website. Die von mir nach wie vor sehr skeptisch gesehene Trennung der Pro-Iuventute- und Pro-Patria-Ausgaben von den „normalen“ Sondermarken wurde dagegen beibehalten.
      Umfang (s. Beispiel oben) und Qualität der Abbildungen sind sehr gut; für registrierte Benutzer stehen grössere Versionen sämtlicher Bilder zur Verfügung.

 

Worldstampsproject.org

      Die Startseite dieses als → Wiki aufgebauten Katalogprojekts sagt, worum es geht: Hier werden ausschliesslich Varianten, mehrheitlich Plattenfehler, dargestellt.
      Die Menge des zu diesem doch speziellen Thema verfügbaren Materials ist eindrucksvoll; die Qualität (und Grösse) der Abbildungen vorbildlich.
 
      Einige Bilder aus der Sektion → Fürstentum Montenegro illustrieren, was ich meine:

Greifen wir eine beliebige Marke (oben) heraus. Beim Anklicken öffnet sich ein Fenster mit einer grossen Abbildung (links) – die hier wirklich gross ist! Die Variante, um die es geht, ist mit einer Umrahmung markiert. Solche Abbildungen wünscht man sich in allen Online-Katalogen. Auch nicht selbstverständlich: Literaturhinweise zu vielen Gebieten (unten).

 

Fazit

      Bezüglich der Abbildungen hat sich beim Michel in 10 Jahren – leider – nichts geändert: Sie sind einfach zu klein. Dass es immer noch Zeichnungen von Marken statt „echter“ Bilder gibt, ist für mich unverständlich. Ein mehr als hundert Jahre alter Katalog-Verlag sollte doch, wenn auch nicht zu allen Varianten, wenigstens zu den Hauptnummern und -typen ein entsprechendes Archiv haben? Lieber Schwaneberger Verlag: Fleissig Marken fotografieren und in mindestens 80 % der Originalgrösse, besser noch in Originalgrösse, abdrucken, und Sie hätten einen unschlagbaren Katalog.
      Der Scott ist mir im Sammleralltag zu unhandlich. Wenn der Verlag sich dazu durchringen könnte, den Classic Specialized wirklich auf die Klassik zu beschränken, ihn eventuell auf zwei Bände aufzuteilen, könnte man statt dieses Coffee Table Books einen wirklich handhabbaren Katalog herausbringen. So kauft man (für wirklich viel Geld) einen Katalog, der eine Menge Material enthält, das der Klassik-Sammler niemals braucht. Wenn sich am redaktionellen Konzept nichts Grundlegendes ändert, bleibt dieses Exemplar wohl mein letztes.

      Der Michel Online-Katalog könnte die gedruckten Ausgaben überflüssig machen, wenn er die Zusatzinformationen (Einführung Währung, Postgeschichte und Stempel zu vielen Gebieten) enthielte. Diese Angaben liessen sich sicherlich problemlos in die Online-Version integrieren.

      Mein persönlicher Favorit bezüglich der Machart ist worldstampsproject.org, was vor allem an der hervorragenden Qualität der Abbildungen liegt. Hier hat man das Potenzial eines Web-basierten Katalogs erkannt und konsequent umgesetzt. Der wichtigste Punkt: Bilder, auf denen man wirklich etwas erkennt.


Copyright © 2020 und verantwortlich für den Inhalt:

Erste Veröffentlichung am 21. Juni 2020, letzte Bearbeitung am 21. Juni 2020.


Zurück zur Einleitung / zur Startseite.


Adresse dieser Seite: https://www.klassische-philatelie.ch/intro/intro_kat_klassik_vergleich_2020.html

Durch das World Wide Web Consortium validierter Code gemäss dem Standard HTML 5