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Japan – Einleitung

    
Japanische Flagge in der aktuellen Ausführung
(Seitenverhältnis seit 1999 2:3;
zur Zeit der ersten Markenausgaben noch 7:10)
     Die Chrysantheme, das kaiserliche Siegel, war von 1872 bis 1947
auf jeder Briefmarke abgebildet (links), ähnlich dem Kopf der Königin
auf britischen Marken (rechts)
Links: Japan MiNr. 224 (1936), rechts: UK MiNr. 978 (1984)

 

Kurze Postgeschichte der Meiji-Periode

      Die Ausgabe der ersten Briefmarken Japans fiel in die sogenannte Meiji-Periode, die in Japan entscheidende Umwälzungen in politischer, sozialer und technologischer Hinsicht brachte, welche Japan zum Westen öffneten und den weiteren Weg des Landes zur heutigen modernen Industrienation prägten.


Hisoka Maejima
Japan, 1. 10. 2007, MiNr. 4376
Abb.: → Michel Online-Katalog

 

      Die zahlreichen Schritte zur Umstrukturierung des Landes umfassten u. a. eine neue Verfassung (Wechsel von einer absolutistischen zu einer konstitutionellen Monarchie, wenn auch mit unverändert weitgehenden Rechten für den Kaiser), eine Umorganisation des Militärs, die Entsendung von Studenten an europäische Universitäten – und die Einführung eines eigenen Postdienstes.

      Ab 1859 gab es ausländische Postämter in Japan: Die Engländer begannen 1859 in Yokohama, Frankreich folgte 1865, und ab 1867 waren auch die USA im Land mit eigenen Postämtern vertreten. Eine eigene japanische Post entstand erst in den 1870ern.

      Der Postverkehr in Japan lag seit Jahrhunderten in der Hand von privaten Kurierdiensten. Hisoka Maejima, eigentlich ein ausgebildeter Arzt, der nach der → Meiji-Restauration für das japanische Innen- und Finanzministerium arbeitete, unternahm 1870 eine Studienreise nach England, um das dortige Postsystem kennenzulernen. Nach seiner Rückkehr unterbreitete er der Regierung einen Vorschlag für ein Postsystem, der u. a. die Verwendung von Briefmarken und die Abschaffung der privaten Postdienste beinhaltete. Maejima wurde Leiter der japanischen Post und begann mit der Umsetzung dieses Plans.

      Ausgabedatum der ersten Briefmarken war nach dem japanischen Kalender Meiji 4.3.1 (1), nur etwa ein Jahr nach der Vorlage des Maejima-Berichts. Viel Postverkehr lief über den Tōkaidō, eine 488 km lange Verbindungsstrasse zwischen Edo (heute Tokyo) und Kyōto; die 53 Stationen auf dieser Strasse sind ein klassisches japanisches Holzschnitt-Motiv. Abweichend vom britischen Modell eines Einheitstarifs war das Porto abhängig von der Wegstrecke; die niedrigste Portostufe waren 48 Mon für einen 0,4 Unzen schweren Ortsbrief.
      Das Netz von Postämtern wurde im Dezember 1871 bis Nagasaki erweitert, und im Juli 1872 war fast ganz Japan erschlossen. Auch der letzte Punkt des Reformplans wurde zeitnah umgesetzt: Im Mai 1872 wurde der weitere Betrieb der privaten Post- bzw. Kurierdienste von der Regierung untersagt.

 
Die klassischen japanischen Briefmarken

Drachen

      Das neue Postsystem benötigte Briefmarken; diese Erfindung hatte Maejima aus Grossbritannien mitgebracht. Die erste Serie, die am 1. März 1871 erschienene Drachen-Ausgabe, bestand aus vier Wertstufen: 48, 100, 200 und 500 Mon. Schon etwa ein Jahr später, im Februar 1872 (2), wurden die Wertbezeichnungen wegen einer Währungsumstellung geändert; neu gab es nun Marken zu ½, 1, 2 und 5 Sen.

      Die Sen-Marken wurden, anders als ihre geschnittenen Vorgänger, gezähnt verausgabt; Details finden Sie auf der entsprechenden Seite. Soviel vorab: Die Zähnungen sind fast durchweg qualitativ relativ schlecht und in der Ausführung nicht mit z. B. den zeitgleich erschienenen deutschen Brustschild-Marken vergleichbar. Gut gezähnte und zentrierte Drachen-Marken werden zu deutlich höheren Preisen als Durchschnitts-Erhaltungen gehandelt.
      Alle Drachen-Ausgaben waren bis zum 30. 11. 1889 gültig, eine Ausnahme bildete der 5-Sen-Wert, dessen Gültigkeitsdauer bereits am 31. 5. 1873 endete.

 
Kirschblüten

      Am 23. 8. 1872 erschienen die ersten Marken der neuen Kirschblüten-Ausgabe. Bei diesen Marken wurden zwei markante Neuerungen im Markenbild eingeführt: Ausser den japanischen Inschriften gab es zusätzlich eine Wertangabe in arabischen Ziffern (das ist bei japanischen Marken bis heute so) und die Währungsangabe sen in lateinischen Buchstaben. Zu den Kirschblüten zählt auch die „Vogelausgabe“ (Bird Issue) von 1875.
      Eine weitere – nur temporäre – Ergänzung des Designs waren die in der englischen Literatur sogenannten syllabics, im Michel-Katalog Kontrollzeichen. Der BPP-Verbandsprüfer Eichhorn benutzt in seinen Attesten den Begriff Silbenzeichen. Die Idee dahinter war, anhand dieser Zeichen den regionalen Markenverbrauch besser aufschlüsseln zu können. Detaillierte Informationen zu diesen Zeichen gibt es auf einer eigenen Seite.

 
Koban

      Nach zwei Jahren „Drachen“ und vier Jahren „Kirschblüten“ kamen ab dem 17. 5. 1876 die ersten Koban-Marken an die Postschalter, die deutlch langlebiger waren und erst 1899 durch die nächste Dauermarken-Serie, die „Chrysanthemen“, abgelöst wurden.
      Die rund 30 Michel-Hauptnummern der Koban-Ausgaben verteilen sich auf drei Gruppen, bekannt als Alt-Koban, UPU-Koban und Neu-Koban.

 
Chrysanthemen

      Nach den Neu-Koban erschien 1894 die erste Sondermarke zur Silberhochzeit des Kaiserpaars und 1896 eine Ausgabe zum japanisch-chinesischen Krieg. Die erste Chrysanthemen-Ausgabe erschien 1899; bis 1907 wurden verschiedene Ergänzungswerte ausgegeben. Die Marken gab es in verschiedenen Kamm- und Linienzähnungen. Diese Freimarkenausgaben wurden von verschiedenen weiteren Sonderausgaben unterbrochen.
      Mit Marken der Chrysanthemen-Ausgabe gab es die ersten Markenheftchen (Abb. → hier).


Fussnoten:

  1. Dieses Datum bezieht sich auf den damals noch gültigen japanischen Kalender. In Japan wurde der gregorianische Kalender erst am 1. Januar 1873 eingeführt (jedoch noch nicht mit denselben Jahreszahlen) – es ist dehalb kein Widerspruch zu dem angegebenen Datum, wenn Sie als Ausgabedatum der ersten Drachen-Marken bei Michel und Scott den 20. April 1871 finden: Das ist das umgerechnete gregorianische Datum.
  2. Nach Ichida stammt dieses Datum aus offiziellen Unterlagen; die frühesten bekannten Verwendungsdaten liegen jedoch zwischen dem 14. April und dem 1. Mai. Ichida vermutet, dass zunächst die in den Postämtern noch vorrätigen Mon-Werte aufgebraucht wurden, ehe man die neuen Marken in Sen verwendete. Der Michel-Katalog gibt den 26. März (gregorianisch; s. o.) als Erscheinungsdatum an.

Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 3. Januar 2024, letzte Bearbeitung am 15. Januar 2024.


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