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Siehe dazu auch Teil 2 mit den Stempeltypen Datumsstempel, Rueda de carreta, Parrilla con cifra und Barrados.
Roter „Spinnenstempel“ (araña) auf 6 Cuartos Edifil Nr. 1 |
Die Vielzahl der Stempel macht das Sammeln früher spanischer Ausgaben erst richtig interessant. Allein in der Ära Isabella II. finden wir rund ein Dutzend verschiedener Stempeltypen, dazu kommen noch die Spätverwendungen von Stempeln aus der Vormarkenzeit. Einige dieser Stempel stelle ich Ihnen hier vor; mit dem Wachsen meiner derzeit noch bescheidenen Spanien-Sammlung wird dieser Abschnitt in Zukunft dann entsprechend erweitert. |
Araña („Spinnenstempel“) |
In vielen Postgebieten dauerte es etliche Jahre, bis man zu der Erkenntnis kam, dass der Abschlag eines kombinierten Orts-/Datums-Stempels auf der Marke die einfachste Form der Entwertung darstellt, so wurden dann so genannte „stumme Stempel“ mit einem Datumsstempel kombiniert.
In Spanien begann man dagegen mit der ersten Verwendung von Briefmarken am 1. Januar 1850 gleich mit einem Orts-/Datumsstempel, dem unten gezeigten baeza-Typ. Die Post hatte daran jedoch keine Freude, die Postkunden umso mehr: Die verwendete rote Farbe liess sich häufig problemlos von den Marken abwaschen und erlaubte deren Wiederverwendung. Schon nach knapp zwei Monaten, Ende Februar, wurde daher die Entwertung der Marke mit einem stummen Stempel angeordnet, der baeza musste daneben auf dem Brief angebracht werden.
Der erste derartige stumme Stempel war der nach seiner Form Spinnenstempel (span. araña) genannte Stempel; am 24. 2. 1850 wurden 600 dieser Stempel an die Postämter ausgeliefert, Schier nennt als früheste Verwendung in Madrid den 27. 2. 1850. Die Stempel kommen meist in Schwarz, seltener auch in Rot (s. o.) und Blau vor. Man hat die Form des Stempels als Kompassrose gedeutet, wobei die vier Pfeile die vier Himmelsrichtungen symbolisieren; ob das so stimmt, kann ich nicht definitiv beantworten. Richtig ist aber wohl, dass die Form des Stempels einen Abschlag erlaubte, bei dem der Kopf der Königin frei blieb, also nicht vom Stempel majestätsbeleidigend verunziert wurde. (Eine ähnliche Idee, den Kopf des Regenten nicht mit dem Stempel zu treffen, stand hinter der Form des in Sizilien verwendeten Girlandenstempels.)
Brief von Valencia nach Gandia, frankiert mit 6 Cuartos Edifil Nr. 1 Araña auf der Marke, beigesetzter baeza (s. u.) vom 8. September 1850 |
Die aranãs waren offiziell nur 1850/51 in Gebrauch, sie wurden ab 1. 1. 1852 durch die parrilla (s. u.) abgelöst. Einzelne Verwendungen im Jahr 1852 kamen jedoch noch vor.
Baeza (Datumsstempel) |
In Kombination mit dem Spinnenstempel findet man auf den ersten Ausgaben einen Datumsstempel, der den Ortsnamen, das Datum sowie Nummer und Bezeichnung des Postbezirks trägt. Dieser Stempeltyp wurde 1842, also noch in der Vormarkenzeit, unter dem Generalpostmeister Juan Baeza eingeführt, weshalb diese Stempel auch als los baeza bezeichnet werden.
Es gab 31 solcher Bezirke, wobei grosse Städte eine eigene Nummer erhielten. Wenn Ortsname und Postgebiet identisch waren, wurden statt des Ortsnamens drei Sterne gesetzt (s. Brief oben aus Valencia). Insgesamt dürfte es etwa 500 verschiedene Stempel dieses Typs gegeben haben; eine offizielle Aufstellung existiert nicht. Die Nummern waren den Postbezirken (einschliesslich der Übersee-Gebiete) wie folgt zugeordnet:
Nr. | Bezirk | Nr. | Bezirk | Nr. | Bezirk | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Castilla la Nueva | 11 | Vizcaya | 21 | Murcia | ||
2 | Alcarria | 12 | Extremadura Alta | 22 | Mancha Alta | ||
3 | Soria | 13 | Extremadura Baja | 23 | Mancha Baja | ||
4 | Aragón | 14 | Castilla la Vieja | 24 | Andalucía Alta | ||
5 | Cataluña | 15 | León | 25 | Andalucía Baja | ||
6 | Navarra | 16 | Galicia | 26 | Cádiz | ||
7 | Burgos | 17 | Asturias | 27 | África | ||
8 | Rioja | 18 | Cuenca | 28 | Islas Baleares | ||
9 | Montañas de Santander | 19 | Valencia | 29 | Islas Canarias | ||
10 | Vitoria | 20 | Alicante | 30 | Puerto Rico e Isla de Cuba | ||
31 | Islas Filipinas |
Brief von Sevilla (Bezirk 25) nach Barcelona (Bezirk 5), frankiert mit 6 Cuartos Edifil Nr. 6 Araña auf der Marke, beigesetzter baeza vom 24. April 1851, rückseitig Ankunftsstempel 30. April 1851 (Zum Stempel „6.ms.“ s. Text unten) |
In der frühen Markenzeit, vor allem auf der 6 Cuartos Nr. 1, wurden noch etwa 200 ortstypische Stempel aus der Vormarkenzeit verwendet (eine Übersicht dazu finden Sie bei Guinovart); einen solchen Stempel finden wir auf dem hier gezeigten Brief:
Der rote Stempel 6.ms. (6 maravedises) wurde in Barcelona verwendet. Philatelistisch interessant, selten und teilweise sehr teuer sind Belege, bei denen diese Stempel aus der Vormarkenzeit nicht zusätzlich auf dem Brief, sondern statt der araña direkt auf der Marke abgeschlagen wurden.
Parrilla (Ellipsenroststempel) |
Für die Ausgabe 1852 wurde statt der araña ein neuer stummer Stempel verwendet, die parrilla. (Einzelne Frühverwendungen kommen schon auf der Ausgabe 1851 vor; diese sind sehr selten.) Dieser 22x17 mm grosse ovale Stempel (Typ I) hat 6 Balken; 1855 wurde er durch eine kleinere, rundliche Variante (20x16,5 mm, Typ II) ergänzt. Abbildung links: |
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Parrilla Typ I auf 6 Cuartos 1853 (Edifil Nr. 17) und baeza auf Brief |
4 Cuartos 1855 (Edifil Nr. 40) mit rejilla und Datumsstempel Typ I. Die blaue Stempelfarbe ist für Madrid ungewöhnlich. |
Gewissermassen eine Sonderform der parrilla ist der als rejilla bekannte Rostrautenstempel. Er wurde am 1. 1. 1856 in Madrid eingeführt und dort zunächst im Wechsel mit der parrilla, später ausschliesslich verwendet. Erst mit den 1858 eingeführten Wagenradstempeln verschwand die rejilla. Schier weist darauf hin, dass dieser spezielle Stempel fast nur in Madrid und dem Umland verwendet wurde. |
Literatur:
Copyright © 2008 – 2011 und verantwortlich für den Inhalt:
Erste Veröffentlichung am 24. August 2008, letzte Bearbeitung am 1. Januar 2011.
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