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Japan

Japan sammeln – Informationen zum Einstieg

„While the stamps are some of the most beautiful in the world,
the early stamps of Japan are unique and challenging in many ways.“
„Welcome“ auf der Website der
→ International Society for Japanese Philately
 

Meine ersten japanischen Marken:
100 Mon, 1871, Platte I
Schön, aber nicht unproblematisch …
 

      Was bringt einen Liebhaber klassischer Marken zu Japan? Musste ich mir das auch noch antun, nachdem ich schon mit den griechischen und kyrillischen Alphabeten gekämpft habe, mich einem Gebiet zuzuwenden, dessen Schrift ich als kalligraphisch reizvoll empfinde, die ich aber nicht einmal rudimentär entziffern kann?
      Die Antwort auf diese Frage war offenbar ein Ja, sonst hätten Sie jetzt nicht diese Seite vor sich.

      Worin also liegt der Reiz dieser Marken, was hat mich bewogen, mich mit dem Gebiet Japan erstmals philatelistisch dem Kontinent Asien zuzuwenden?

      Als Literatursammler wurde ich wieder einmal durch ein Buch auf ein neues Sammelgebiet gebracht. Wir reden hier allerdings von einem Buch, das ich nicht besitze und mir wahrscheinlich auch niemals leisten kann, dem im Frühsommer 2021 auf dieser Website vorgestellten „seltensten Buch“ der philatelistischen Literatur (was es sicher nicht ist, nicht einmal das seltenste der Asien-Literatur).

      Mit dem Betrachten dieses Bandes erwachte der Wunsch, mehr über diese Marken zu erfahren, vielleicht auch einmal einige Exemplare zu besitzen. Sie sind schön (das ist zugegebenermassen subjektiv); die aufwändige Darstellung der Drachen in Kombination mit den fremdartigen und für mich anfangs völlig unverständlichen Schriftzeichen wirken auf den westlichen Betrachter gleichermassen fremdartig wie anziehend – sie sind grafische Kleinkunstwerke.

      Was gab es in der eigenen Bibliothek dazu? Ausser den Klassik-Katalogen von Michel und Scott hatte ich bisher nur die Monographie von Ichida über die Cherry Blossom Issues als Teil meiner Sammlung von mit der Crawford-Medaille ausgezeichneten Werken. Zunächst kam also Ichidas Band über die Drachen-Ausgaben dazu. (Falls ich Ihr Interesse geweckt habe: Beide Bände sind antiquarisch noch relativ leicht zu finden. Es geht aber auch ohne gedruckte Bücher; mehr dazu bei der Literatur.)

      Die nächsten Schritte waren die beim Erarbeiten eines neuen Gebietes üblichen Suchen nach einem geeigneten, idealerweise im Lande selbst verlegten Katalog und philatelistischen Arbeitsgemeinschaften, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die Ergebnisse dieser Recherche, die sich mit den entsprechenden Anfragen und Korrespondenzen über Wochen hinzog, präsentiere ich Ihnen weiter unten. Zwischendurch erwarb ich die ersten ausgewählten Einzelstücke; den vorläufigen Höhepunkt bilden der Kauf einer Sammlung klassischer japanischer Ausgaben im Nachverkauf eines deutschen Auktionshauses und der Erwerb einer umfangreichen Fälschungssammlung. Dass ich diese als gleich wichtig wie die Sammlung von Klassik-Ausgaben einstufe und einen ziemlich hohen Preis dafür bezahlt habe, ist auch eine Eigenheit des Gebiets Japan; mehr dazu auf den entsprechenden Seiten.

      Klar war von Anfang an, dass ich auf das komplexe Gebiet der japanischen Postgeschichte mit den zahlreichen Besatzungsausgaben verzichten werde; ich bin hier also reiner Briefmarkensammler mit Beschränkung auf die Klassiker schlechthin, also von den Drachen (Mon/Sen) über die Kirschblüten bis zu den Chrysanthemen-Ausgaben.

 
Kataloge

      „Muss man die jeweilige Landessprache beherrschen, um einen Spezialkatalog wirklich nutzen zu können?“ Diese Frage hatte ich, als ich 2005 in der Einleitung das Thema „Kataloge“ diskutierte, noch – mit Verweis vor allem auf die Verwandtschaft der romanischen Sprachen – mit einem unverbindlichen Jein beantwortet. Für meine damaligen Sammelgebiete passte das noch, bei Japanisch sieht das leider sehr anders aus.
      Im Sommer 2021 begann ich, mich ernsthaft mit dem Gebiet zu beschäftigen. Ja, man sollte Japanisch lesen können, oder man bleibt auf die übersichtliche, aber reduzierte Darstellung eines Generalkatalogs beschränkt – gemäss der Meinung eines Experten, den ich damals dazu gefragt habe:
      Ken Clark von der BSJP (s. u.) meinte dazu, alle europäischen und amerikanischen Kataloge kratzten in der frühen Japan-Philatelie nur an der Oberfläche; er benutze den → JSCA-Katalog. Dieser war allerdings zu dieser Zeit für die ersten Ausgaben nur in einer japanischen Version verfügbar.


Aktuelles (06/2022) Attest von F. Eichhorn

      Erfreulicherweise sieht das heute, zwei Jahre später, anders aus: Mit der im März/April 2023 erschienenen japanisch/englischen Ausgabe des JSCA 1871–1876 stehen die Informationen dieses Katalogs jetzt auch den Lesern zur Verfügung, die japanische Texte nicht lesen können.

      Interessant und hilfreich war bis zum Erscheinen dieses Katalogs der Erwerb der oben erwähnten Klassik-Sammlung: Viele Stücke darin kamen mit Fotoattesten oder Kurzbefunden des deutschen Verbandsprüfers → Florian Eichhorn, und Herr Eichhorn nennt neben den JSCA- auch Michel-Nummern!

      Tatsächlich findet man im Michel Klassik-Übersee-Katalog, gedruckt und online, eine sehr differenzierte Bearbeitung der frühen Ausgaben.
      Japanische Auktionshäuser verwenden natürlich ausschliesslich den JSCA; falls Sie die zweisprachige Version nicht benutzen wollen, können Sie die Beschreibung übersetzen lassen und dann die korrelierende Michelnummer heraussuchen:

Das japanische Auktionshaus → Stampedia, das nur JSCA-Nummern verwendet, finden Sie auch bei → Philasearch.
Wenn Sie wissen möchten, was der japanische Text in der unteren Zeile bedeutet,
kopieren Sie ihn in das bekannte, sehr leistungsfähige Übersetzungsprogramm → DeepL:

 
Philatelistische Gesellschaften

      In der Schweiz und in Österreich sind mir keine Vereinigungen bekannt, die sich speziell der Japan-Philatelie widmen. Eine Suche im Web sowie beim → VSPhV und → VÖPh brachte keine Ergebnisse.
      Die Situation in Deutschland bedarf einiger klärender Worte: Wenn Sie auf der → Website des BDPh unter „Arbeitsgemeinschaften“ den Suchbegriff Japan eingeben, bekommen Sie keinen Treffer. Es gibt aber eine solche ArGe, und das schon sehr lange: Auf der → Website von Stephan Jürgens finden Sie Abbildungen von Rundbriefen von Nr. 58 (und das war schon 1969!) bis Nr. 160 von Ende 1998.

      Den letzten öffentlichen Auftritt hatte die ArGe Japan im Oktober 2019 auf der Briefmarkenmesse Sindelfingen. Diese Information verdanke ich Herrn Axel Dörrenbach, der damals auch den Stand betreut hat und heute Ansprechpartner für die ArGe ist. Mit seinem Einverständnis darf ich Ihnen hier die aktuellen Kontaktdaten zur ArGe Japan nennen:
      Arbeitsgemeinschaft Japan im BDPh
      z. H. Axel Dörrenbach
      Email: doerrenbach@vpev.de
      Internet: www.vp.expert

      In Japan gibt es die → Japan Philatelic Society Foundation (Link zur englischen Version der Website), deren Publikationen allerdings bis auf die zweisprachigen JSCA-Kataloge ausschliesslich in japanischer Sprache veröffentlicht werden.

      Die für den des Japanischen nicht mächtigen Leser wohl interessanteste Organisation ist die 1945 in Kanada gegründete → International Society for Japanese Philately (ISJP). Mitglieder dieser Gesellschaft haben zahlreiche (englischsprachige) Titel zu verschiedenen Aspekten der Japan-Philatelie veröffentlicht, die über die Website – auch von Nichtmitgliedern – erworben werden können. Einige der → dort aufgeführten Titel finden Sie auf der Literatur-Seite dieser Sektion.
      Die ISJP ist an lokalen „Ablegern“, Chapter genannt, interessiert. Nach der aktuellen Mitgliederliste gibt es allerdings in D - A - CH zusammen weniger als zehn Mitglieder; die Gründung einer deutschsprachigen Sektion ist damit vorläufig nicht realistisch.

      In Europa gibt es die → British Society for Japanese Philately (BSJP). Nach den Informationen auf der Website ist sie, wie die ISJP, auch für ausländische Mitglieder offen. Im Gegensatz zur ISJP, die stolz auf Mitglieder auf allen Kontinenten verweist und z. B. ihren „Expertizing Service“ weltweit anbietet, scheint die BSJP aber bezüglich des Vereinslebens eher auf Grossbritannien fokussiert. (Da ich nur in der ISJP, aber nicht in der BSJP, Mitglied bin, kann ich mich mit dieser Einschätzung irren und lasse mich gerne von aktiven Mitgliedern eines Besseren belehren.)
      Die BSJP hat einen kommerziellen Ableger; auf der Website der Gesellschaft finden Sie einen direkten Link zu → Japan-Philatelic, nach eigenen Angaben „The leading suppliers in Europe for the stamps and postal history of Japan […]“. Ich nenne Händler nur ausnahmsweise; hier ist es gerechtfertigt, weil Sie dort frühe Ausgaben in sehr guter Qualität finden; mein Viererblock der 100-Mon-Drachenausgabe (s. Abb. oben) stammt daher.

 
Philatelie in Japan

      Die Philatelie oder auch nur das Sammeln von japanischen Briefmarken war im eigenen Land anfangs nicht sehr populär. Eine Folge davon war, dass die ersten (und zum Teil heute noch relevanten) Monographien nicht aus Japan kamen, sondern von Philatelisten vorwiegend aus dem angelsächsischen Raum verfasst wurden; denken Sie etwa an Klassiker der Japan-Literatur wie F. J. Peplows Plates of the Stamps of Japan 1871–6, das 1910 als Privatdruck in einer Auflage von 25 Exemplaren erschien, oder an A. M. Tracey Woodwards The Postage Stamps Of Japan And Dependencies (2 Bände, 1928).

      Die einheimischen Autoren haben dieses Defizit längst aufgeholt. Die beiden hervorragenden Bände von Ichida über die Dragon- und Cherry-Blossom-Issues sind ebenfalls Klassiker des Gebietes geworden, und seither sind zahllose weitere Bücher erschienen, jedoch mehrheitlich nur in der Landessprache. Dem europäischen Leser, der des Japanischen nicht mächtig ist (was wohl für die meisten zutreffen dürfte), stehen sie damit leider nicht zur Verfügung.

      Das generell nachlassende Interesse an der Philatelie macht aktuell leider auch vor Japan nicht Halt. Ein Szenekenner (der erwähnte Herr Dörrenbach) schrieb mir dazu „Auch in Japan selber ist das Sammeln leider stark rückläufig. […] Die PHILANIPPON 2021 im vergangenen Jahr war nur noch ein trauriger Schatten ihrer Vorgänger-Veranstaltungen vor 10 bzw. 20 Jahren.“
      Man darf vermuten, dass der wegbrechende einheimische Sammlermarkt dazu beigetragen hat, dass der JSCA endlich in einer japanisch-englischen Version erschien.

 
Fälschungen

      Angehende Sammler gerade früher klassischer Ausgaben Japans sollten sich bewusst sein, dass in diesem Gebiet zahlreiche Fälschungen existieren. Das Thema spielt im Sammleralltag eine so grosse Rolle, dass ich ihm ein eigenes Kapitel in dieser Sektion gewidmet habe.


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Erste Veröffentlichung am 3. Januar 2024, letzte Bearbeitung am 3. Januar 2024.


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